Essen. Boateng, Hummels, Müller sind nicht mehr da - und in der Führungsriege des DFB-Teams damit Plätze frei. Wer nimmt diese Rolle ein? Ein Kommentar.
Als Robert Lembke am 10. Januar 1989 letztmals beim Heiteren Beruferaten die Frage „Was bin ich?“ stellte, war nur einer der Nationalspieler geboren, die für Deutschland am Sonntag die EM-Qualifikation in Angriff nahmen. Manuel Neuer, damals nicht ganz drei Jahre alt, wird heute kaum noch Erinnerungsvermögen an diese Institution des Ersten Deutschen Fernsehens haben, die in diesen Tagen als Inspiration für eine existenzielle Frage im deutschen Fußball herhalten könnte. Die besten Spieler des Landes müssen sich hinterfragen: Was will ich sein?
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Die Antwort der breiten Öffentlichkeit ist mit Bezug auf das gewünschte Leistungsniveau bekannt: Am liebsten wie die Engländer, deren Talente so begeistern. Gerne wie die Niederländer, an denen die DFB-Elf am Sonntagabend mit dem 3:2 bittersüße Revanche nahm für zwei Partien Ende des letzten Jahres, als Oranje aufzeigte, dass der deutsche Fußball nicht mehr zeitgemäß ist. Ein bisschen wie die Spanier, deren Perfektion immer noch beeindruckt.
Bayern-Trio hat Plätze frei gemacht in der Führungsriege
Joachim Löw hat seine Spieler mit dieser Frage konfrontiert, als der Bundestrainer im Zuge des allenfalls lauwarmen Rausschmisses der Platzhirsche Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller die Verbliebenen in die Pflicht nahm, für eine neue Hierarchie zu sorgen. Wer sich im Kreise der Nationalspieler davon angesprochen fühlt, lernt umzudenken: Er muss sich nicht mehr bloß von Löw führen lassen, sondern die Kollegen führen wollen.
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Das lässt sich anders als Dribblings kaum trainieren, sondern nur durch Erfahrung annehmen. Das Bayern-Trio hat Plätze frei gemacht in der Führungsriege der DFB-Influencer. Dessen Rolle einzunehmen, ist zu viel verlangt von Hochveranlagten wie Leroy Sané, Joshua Kimmich und Leon Goretzka. Reife auszustrahlen, sich gegen Widerstände aufzulehnen – die Aufgabe fällt viel mehr Toni Kroos oder dem spät eingewechselten Marco Reus zu.
Kroos sagte nun, ihm könne als Fußballer niemand mehr Selbstzweifel einreden. Ein Schuss Arroganz schadet beim sportlichen Erwachsenwerden nicht. Wichtig wäre aber, dass Kroos nicht erst kurz vor der EM 2020 eine Antwort auf die Ausgangsfrage geben kann – für sich und für die gesamte Mannschaft. Nach dem Spiel am Sonntagabend fällt dies noch schwieriger.