Wolfsburg. Nationalmannschaftsmanager Bierhoff gibt Bundestrainer Löw nachdrücklich Rückendeckung - und relativiert die Kritik von DFB-Präsident Grindel.
Es war natürlich nur ein Zufall, dass just in dem Moment, als Oliver Bierhoff über die angestrebte Rückkehr in die Weltspitze sprach, die Welt außerhalb der gläsernen Media Lounge gegenüber der Volkswagen Arena regelrecht unterging. Für ein paar Momente regnete es derart heftig, dass Bierhoffs Worte trotz Mikrofons nicht zu verstehen waren.
Doch der Sekunden-Schauer ging genauso plötzlich wieder wie er kam – genau dann, als der DFB-Manager zwei Tage vor dem Länderspiel gegen Serbien vehement darum warb, dass ja alles seine Zeit brauche. „Wir haben leider nicht immer so viel Zeit, wie wir sie gerne hätten. Aber wir wollen hart arbeiten“, sagte Bierhoff. „Und ich sehe es als meine Aufgabe an, den wichtigen und entschlossenen Schritt Jogi Löws in allen Bereichen zu unterstützen. Ich will ihm den Rücken frei halten.“
Grindel kritisiert und rudert zurück
Es schien Bierhoff ein Anliegen zu sein, die Rückendeckung für den in die Kritik geratenen Löw noch einmal nachdrücklich zu dokumentieren. Auch oder besonders nach den widersprüchlichen Aussagen von DFB-Präsident Reinhard Grindel. Der hatte im fernen Miami am Samstag die mediale Umsetzung der löw'schen Entscheidung kritisiert, zukünftig auf die Bajuwaren Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller zu verzichten. Am Sonntag, zurück in Frankfurt, dann die Rolle rückwärts. „Meine im ZDF verbreitete Aussage, dass es klüger gewesen wäre, bereits am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz die Wertschätzung für die Spieler deutlich zu machen und der Öffentlichkeit zu vermitteln, warum man jetzt einen anderen Weg gehen will, ist keine Kritik an Jogi Löw gewesen“, sagte Grindel der Deutschen Presse-Agentur. „Dem widerspreche ich mit allem Nachdruck.“
Nun denn. Nach dem Samstag so und dem Sonntag so war es Bierhoff also am Montag, der noch ein letztes Mal zur Müller-Boateng-Hummels-Entscheidung so sagen wollte. „Das Wichtigste war doch, dass es die Spieler von uns erfahren“, sagte Bierhoff, der zudem daran erinnerte, dass er Grindel ja rechtzeitig informiert habe. „Es war richtig, die Informationen knapp zu halten. Ich habe den Präsidenten am Vormittag informiert“, sagte Bierhoff, der zudem bekräftigte, sich erst dann Gedanken über ein mögliches Abschiedsspiel für das ausgebootete FCB-Trio zu machen, wenn die drei Spieler auch selbst von einem endgültigen Nationalmannschaftsaus sprechen würden.
Bierhoff relativiert Grindels Worte
Wahrscheinlich hätte der 50-Jährige an dieser Stelle gerne einen Schlussstrich in der Affäre „Degradiertes Bayerntrio“ gezogen. Doch irgendwie schwirrten noch immer auch in Wolfsburg Grindels Miami-Botschaften herum. „Ich weiß nicht, ob es als konkrete Kritik gemeint war“, diplomierte also Bierhoff. „Natürlich macht sich Reinhard Grindel auch Gedanken. Er ist ja der DFB-Präsident – und er möchte natürlich auch, dass alle Entscheidungen zu positiven Nachrichten führen.“
Allzu viele positive Nachrichten hat es rund um den DFB zuletzt nicht gegeben. Doch Bierhoff wäre nicht Bierhoff, wenn er nicht den festen Glauben rüberbringen würde, dass sich dies schon sehr bald wieder ändern dürfte. „Der Blick ist wieder nach vorne gerichtet“, sagte der DFB-Manager und verabschiedete sich genau dann – auch das selbstverständlich nur ein Zufall –, als die dunkle Wolkendecke aufriss und die Sonne wieder lachte.