Essen. Erst zwei Tage nach der umstrittenen Trauerkundgebung für einen Rechtsextremen reagiert der Chemnitzer FC halbwegs richtig. Ein Kommentar.
Beim Regionalligisten Chemnitzer FC machen sie gerade einiges richtig. Das klingt angesichts der Tatsache, dass dort Fußballfans im Stadion eines verstorbenen Neonazis gedenken durften, merkwürdig? Ist aber so. Die unmittelbar für das Debakel Verantwortlichen sind ihre Jobs los. Der als Klubchef agierende Insolvenzverwalter sagt viel Richtiges. Behörden ermitteln.
Allein, sämtliche Bemühungen kommen zu spät. Viel zu spät. Klub, Stadt, Region und der Fußball sind beschädigt. Erklärungsversuche.
Erstens. Wussten sie es beim Klub nicht besser? Dazu hätten sie aber jahrelang blind und taub herumlaufen müssen: Der Verstorbene hatte aus seiner Gesinnung kein Hehl gemacht, musste seinen Job als Leiter der Klub-Security aufgeben.
Zweitens. Hegen sie allen weltoffenen Bekundungen zum Trotz beim Chemnitzer FC doch heimliche Sympathien für die rechte Szene? Dann hätten sie die Ehrung des Nazis billigend in Kauf genommen. Bemerkenswert: Noch tags darauf hatten Verantwortliche beim Klub die „Beileidsbekundung“ als „mitmenschliche Geste“ zu verkaufen versucht.
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Drittens. Ist die rechtsextreme Szene beim Fußball im Osten so stark, dass sie tatsächlich, wie der Insolvenzverwalter beklagt, mit massiver Gewaltandrohung den Klub dazu erpressen konnte, das Stadion für ihre Zwecke freizugeben? Dann wäre das Fußballstadion ein wahrhaft rechtsfreier Raum.
Auch wenn der ganze Vorfall jetzt wahrscheinlich gründlich aufgearbeitet wird, kann man bereits vermuten, dass eine unappetitliche Mischung aller drei Faktoren zu dem Fiasko führte. Dass sich an der „Choreo“, wie das dann verharmlosend heißt, auch viele „normale Fans“ beteiligt haben sollen, ist zusätzlich reichlich deprimierend.
In Chemnitz, das schon 2018 durch rechte Randale in die Schlagzeilen geriet, machen sie jetzt zwar einiges richtig. Doch vorher haben sie mal wieder alles falsch gemacht.