Chemnitz. Ostdeutscher Klub rechtfertigt Beileidsbekundung als “Gebot der Mitmenschlichkeit“. Verstorbener Fan war offenbar bekennender Rassist und Nazi.

Der Chemnitzer FC hat eine umstrittene Beileidsbekundung für einen gestorbenen Fan, der als Mitbegründer einer rechtsextremen ehemaligen Organisation galt, als "keine offizielle Trauerbekundung" bezeichnet. Der Fußball-Regionalligist teilte am Sonntag mit, er habe "nach dem Tod von Thomas Haller im Rahmen des Ablaufs des Stadionprogramms den CFC-Fans und Hinterbliebenen die Möglichkeit der gemeinsamen Trauer" eingeräumt.

Pyro-Show für verstorbenen Nazi

Einem Bericht des MDR zufolge wurde am Samstag auf der Video-Leinwand vor dem 4:4 des Drittliga-Absteigers gegen die VSG Altglienicke ein Porträt von Haller eingeblendet. Es habe eine Schweigeminute gegeben, ein schwarzes Kreuz und ein Transparent seien ausgerollt worden. Die schwarz gekleideten Fans in der Südkurve hätten zudem eine Pyro-Show in Rot und Weiß gezündet. In einer Rede seien die Verdienste Hallers für den Verein gewürdigt worden, schrieb der MDR.

Der Chemnitzer FC erklärte dazu, gemeinsame Trauer zu ermöglichen, stelle keine Würdigung des Lebensinhalts dar. "Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen. Dies geschah in Übereinstimmung mit Abwägungen, die von den Sicherheitsbehörden getroffen worden waren", hieß es in der Stellungnahme.

Verstorbener war Mitbegründer einer Nazi-Organisation

Haller soll Anfang der 1990er-Jahre die Organisation "HooNaRa" (Hooligans-Nazis-Rassisten) mitgegründet haben, die sich 2007 auflöste. Er leitete bis 2006 den Ordnungsdienst beim Chemnitzer FC.

Strafe für Spieler nach Torjubel

CFC-Spieler Daniel Frahn hielt beim Torjubel ein schwarzes T-Shirt hoch, das dem MDR-Bericht zufolge die Aufschrift: "Support your local Hools" (Unterstütze deine lokalen Hools) trug. Der Verein kündigte an, diese Aktion untersuchen und disziplinarische Maßnahmen prüfen zu wollen. Sie werde von den Verantwortlichen des Chemnitzer FC nicht akzeptiert. "Für Äußerungen dieser Art ist auf dem Fußballplatz kein Raum", hieß es in der Stellungnahme.

Zudem legte der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Uhlig am Sonntag mit sofortiger Wirkung alle Ämter nieder. Er trage in seiner Funktion als kaufmännischer Geschäftsführer und Veranstaltungsleiter die Verantwortung für die Spieltage des CFC und dessen Begleiterscheinungen, erklärte der 46-Jährige.

Am Nachmittag folgte dann noch eine Reaktion der Stadt. Man habe "die Ereignisse am Rande des Regionalligaspiels des CFC mit Befremden und Unverständnis zur Kenntnis genommen", teilte die Stadt mit. Chemnitz sei eine weltoffene, tolerante und friedliche Stadt. "Wir distanzieren uns deshalb ausdrücklich von allen rassistischen und rechtsextremen Handlungen und Statements."

(dpa)