Mainz. Nach dem 0:3 beim FSV Mainz 05 äußerte sich Schalkes Sportvorstand Christian Heidel zu seinem freiwilligen Rückzug spätestens am Saisonende.
Was ist der Grund für ihre Entscheidung?
Christian Heidel: Ich glaube, dass ich die Verantwortung tragen muss für die sportliche Situation und auch ein Zeichen setzen muss. Ich habe immer aus einer Position der Stärke heraus gearbeitet. Die habe ich momentan nicht.
Wann haben Sie ihre Entscheidung getroffen?
Heidel: Der Entschluss ist stetig gereift und vor zehn Tagen endgültig gefallen. Am vergangenen Montag bin ich dann zu Clemens Tönnies (Aufsichtsratschef/Anm. der Redaktion) gegangen und habe gesagt, wir müssen das im Sommer beenden, ich löse den Vertrag auf, will kein Geld, verzichte auf alles, was mir zusteht. Ich sitze niemals einen Vertrag aus, weil ich das Gefühl brauche, dass es zusammenpasst und man etwas bewirken kann. Unter den Umständen war das nicht möglich.
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Also gab es Druck aus dem Aufsichtsrat?
Heidel: Ich hatte nicht ein einziges Mal einen Disput mit Clemens Tönnies. Wir sind Freunde und bleiben Freunde. Ich habe keinen getroffen bei Schalke, der gesagt hat, der Heidel muss weg. Es gab nicht einen Moment, dass Clemens Tönnies oder der Aufsichtsrat an mir gezweifelt haben. Genau das Gegenteil war der Fall. Noch am Samstag wollten mich einige von der Entscheidung abbringen, aber das war schlicht nicht mehr möglich.
Welche anderen Faktoren waren dann ausschlaggebend?
Heidel: Ich bin ein bisschen der Grund, warum Unruhe auf Schalke herrscht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das in den nächsten Wochen und Monaten bis zum Saisonende verändert. Ich glaube, dass dieser Verein nur erfolgreich sein kann, wenn man in Ruhe arbeiten kann. Und wenn ich das Problem bin für die Unruhe, dann muss ich einfach reagieren.
Es gibt Stimmen, die sagen, Sie entziehen sich der Verantwortung. Können Sie das nachvollziehen?
Heidel: Ich bin immer sehr konsequent. Wenn ich in guten Zeiten die Gesamtverantwortung habe, dann habe ich sie auch in schlechten Zeiten. Die Woche nach meiner Entscheidung hat mich in der Richtigkeit bestärkt. Ich bin sehr empfänglich für Kritik, vielleicht der Selbstkritischste überhaupt. Aber wenn die Kritik in den Bereich der Verunglimpfung geht, habe ich darauf keine Lust. Wir arbeiten im tollsten Sport der Welt. Es gehört aber Fairness und Anstand dazu. Wenn Grenzen überschritten werden, will ich das nicht. Und muss es auch nicht.
Ihr bis 2020 gültiger Vertrag wird zum 30. Juni aufgelöst. Wie geht es bis dahin weiter?
Heidel: Ich stehe noch mit Rat und Tat zur Verfügung, aber nicht mehr in der vordersten Front. Ich habe dringend empfohlen und mich auch bereit erklärt, dass ich weiche, sobald ein Nachfolger da ist. Das muss so sein und ist auch die Intention des Clubs.
Werden Sie in die Suche nach einem Nachfolger involviert sein?
Heidel: Die Entscheidung habe ich nicht zu treffen. Wenn man mich um meine Meinung fragt, werde ich die sagen. Aber ich werde nicht darüber entscheiden, wer mein Nachfolger wird. Es geht ja auch darum: Wird es ein Sportdirektor oder ein Sportvorstand. Wie man sich künftig ausrichtet, muss der Aufsichtsrat entscheiden. Wenn der Nachfolger feststeht, werde ich auch körperlich nicht mehr präsent sein.
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Wie geht es danach für Sie persönlich weiter?
Heidel: Ich kann momentan nicht darüber nachdenken, was ich mache. Das muss ich zum Glück auch nicht. Ich bin nicht der Typ, der morgen, übermorgen oder am 1. Juli zu irgendeinem Klub wechselt. Es kann durchaus sein, dass ich noch einmal etwas ganz anderes mache. Rentner werde ich noch nicht.
Und was wird aus Schalke?
Heidel: Es geht darum, aus dieser Situation heraus zu kommen. Da muss wirklich einiges passieren. Ob die Mannschaft Abstiegskampf kann, weiß ich nicht. Aber sie wird es müssen. (dpa)