Gelsenkirchen. Der frühere Fifa-Schiedsrichter regt sich auch über die Entscheidungen in Schalke auf und fordert eine Regel-Reform.

Es spielt eigentlich keine Rolle mehr, ob man im Stadion von der Tribüne aus das Spiel in Echtzeit beobachtet und keine Zeitlupe hat, oder ob man daheim vor dem Fernseher sitzt und in Endlosschleifen sich die strittigen Szenen immer wieder vor Augen führen kann. Was auf den Bundesliga-Schauplätzen gezeigt wird, welche Pfiffe der Schiedsrichter für den Einsatz des Videobeweises und am Ende teilweise für kuriose Entscheidungen sorgen, wird von Spieltag zu Spieltag weniger nachvollziehbar. Diesmal sorgte unter anderem das 0:0 des FC Schalke 04 gegen den SC Freiburg für Verwirrung und Entsetzen. Im Mittelpunkt: die Auslegung der Hand-Regel.

„Ich bin genervt“, erklärt Thorsten Kinhöfer in einer Kolumne für die Bildzeitung, „jedes Wochenende diskutieren wir zuverlässig über ein Thema: Handspiel.“ Der frühere Fifa-Schiedsrichter aus Herne legt sich fest: Es „muss eine Reform her. Die Messlatte, wann Hand Hand ist, muss meiner Meinung nach viel höher gelegt werden.“

Aufreger in Stuttgart und Schalke

Anlass waren Aufregerszenen bei zwei Spielen, die jeweils im Kölner Videokeller unter die Lupe genommen wurden: In Stuttgart köpfte Ex-Nationalspieler Mario Gomez dem Leipziger Willi Orban den Ball auf den Arm. Der Schiedsrichter pfiff Elfmeter. In Schalke bekam der Freiburger Lukas Kübler den Ball mehrmals aus Kurzdistanz an den Arm – ein Strafstoß blieb hier aus. Andersherum wurde nach Hilfe des Videoassistenten beim Handspiel des Schalkers Omar Mascarell bei einer Hereingabe von Christian Günter der Elfmeter zurückgenommen. Kinhöfer: „Einmal so und dann andersrum. Da kommt kein Fan mehr mit.“

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Freiburgs Trainer Christian Streich erklärte: „Wir leben im Technologie-Zeitalter, aber ich bin altmodisch und hab‘ das Spiel lieber, wie’s vorher war. Gerechter wär’s nicht. Aber es wäre der Fußball, den ich in den 30 Jahren vorher kennengelernt habe.“

Handspiel ist Auslegungssache der Schiedsrichter und somit nicht per se zu definieren. Aber Kinhöfer sagt: „Ich finde, es darf nur Elfmeter geben, wenn es wirklich ein klares, bewusstes Handspiel ist. Und nicht, weil der Arm im Luftkampf vielleicht 40 Zentimeter vom Körper entfernt ist und angeschossen wird.“ (ab)