Düsseldorf. Lothar Matthäus spricht über die Chancen der deutschen Klubs in der Champions League. Der Sky-Experte kritisiert Schalkes Saisonplanung.

Weltmeister Lothar Matthäus (57) traut zwei von drei deutschen Klubs im Achtelfinale der Champions League das Weiterkommen zu. “Es wird eine große Herausforderung. Die wahrscheinlich klarste Partie ist die von Schalke”, befürchtet Matthäus. Der Experte des Pay-TV-Senders Sky sprach am Montag in Düsseldorf über die Duelle zwischen Tottenham Hotspur gegen Borussia Dortmund, Bayern München gegen FC Liverpool und Schalke 04 gegen Manchester City.

Lothar Matthäus über ...

... den Vergleich England gegen Deutschland: “Ich sehe eigentlich keine deutsche Mannschaft in der Favoritenrolle. Wir können uns aber auf spannende deutsch-englische Duelle freuen. Es wäre ein Riesenerfolg für den deutschen Fußball, wenn wir Dortmund und Bayern lange im Wettbewerb dabei hätten. Ich habe auch bei Schalke noch Hoffnung.”

... die Gefahr eines Abschusses für Schalke: “Ich sehe keine Gefahr einer Riesenblamage. Manchester City hat zwar zuletzt in der englischen Premier League 6:0 gegen Chelsea gewonnen, aber solche Ergebnisse gibt es immer mal. Ich bin überzeugt davon, dass Schalke eine gute Mentaltität hat und dass sie dem Gegner wehtun können. Ich gehe davon aus, dass Schalke gegen Man City keine 25 Prozent Ballbesitz haben wird. Aber das wollen sie auch gar nicht. Schalke hat nichts zu verlieren, sie sollen selbstbewusst in die Partie gehen. Dass Schalke zuerst zuhause spielt, werte ich als Vorteil. Man fühlt sich stark in der Arena, hat die eigenen Fans im Rücken. Schalke muss eng, kompakt spielen. Und mit Herz.”

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... Schalkes Saisonplanung: “Man hat viele Fehler gemacht. Sicher gab es auch ein gewisses Verletzungspech. Ich sehe Schalke von der Qualität her mindestens auf einem Europa-League-Platz. Sie haben insgesamt sieben Mittelstürmer. Der Jüngste, Ahmed Kutucu, der gerade aus der A-Jugend kam, ist anscheinend der Beste. Mit Sebastian Rudy hat sich Schalke ein bisschen vertan. Da stimmt die Chemie einfach nicht. In der Champions League hatten sie die schwächste Gruppe. Im DFB-Pokal riecht es zwar ein bisschen nach Finale, aber in der Bundesliga muss Schalke seine Hausaufgaben machen. Die haben sie bisher mangelhaft ausgeführt.”

... Bayern Münchens Duell mit Liverpool: “Ich glaube schon, dass meinen Favoriten, den ich vor der Saison in der Champions League genannt hatte, ärgern kann. Ich habe die Bayern zuletzt beim 3:1 gegen Schalke gesehen und sehe sie wieder aufstrebend. Sie haben im Pokal auch Hertha BSC beherrscht. Ich glaube, dass Bayern und Liverpool mehr Qualitäten in der Offensive haben. Bei Bayern sind nicht nur gegen Schalke, sondern auch in den Spielen zuvor Fehler in der Offensive passiert. Da fehlt vielleicht ein bisschen der Kopf auf der Sechserposition, der sagt: Wir spielen nicht nur nach vorne. Das muss Bayern in den Griff kriegen. Sonst haben sie gegen Liverpool keine Chance.”

... die aktuelle Situation bei Borussia Dortmund: “Die drei Gegentreffer beim 3:3 in der Bundesliga gegen Hoffenheim lagen nicht daran, dass Marco Reus verletzt gefehlt hat. Trainer Lucien Favre war wegen seiner Erkrankung nicht dabei, fehlte deswegen psychologisch auf der Bank. Hoffenheim kam zum Anschlusstor, auf einmal wirst du als Spieler nervös: Jeder sucht die Hilfe beim anderen. Dortmund lässt insgesamt zu viel zu, man sieht, wo sie ihre Probleme haben, wobei Roman Bürki, den ich im letzten Jahr noch kritisiert habe, eine Riesensaison spielt.”

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... BVB-Juwel Jadon Sancho: “Dieser Transfer ist ein Sechser im Lotto. Wenn du einen Spieler aus dem zweiten Regal bekommst, dann musst du zugreifen. Er ist ein Unterschiedsspieler. Ihm wird es Spaß machen, sich in England zu präsentieren. Sancho ist ein Spieler wie Manchester Citys Leroy Sané. Deswegen wundert es mich, dass Pep Guardiolo Sancho hat ziehen lassen. Sancho macht bisher ganz viel Freude, er kann jede Abwehr vor Probleme stellen. Wenn es so weitergeht, wird der BVB einen hohen Transferbetrag für ihn bekommen. Aber nicht in den nächsten ein, zwei Jahren. Erst muss man mal auf die Einsätze schauen, dann aufs Geld.”

... die deutschen Perspektiven im internationalen Vergleich: “Im internationalen Vergleich mussten wir ein bisschen Lehrgeld zahlen. Das war schlecht für die 5-Jahres-Wertung. Zuletzt hatten wir Köln, Hertha und Freiburg dabei, die in der Kaderbreite nicht so aufgestellt waren und deswegen Probleme mit der Dreifach-Belastung hatten. Jetzt sind wir in Champions League und Europa League mit fünf Mannschaften in der K.o.-Phase. Wir haben die besten Mannschaften dabei, die Deutschland vertreten. Schalke zähle ich zwar nicht zu den Top-Top-Teams, aber trotzdem können sie die Landesfarben vertreten, ohne dass man Kopfschmerzen kriegen muss.”