München. Rudy steht beispielhaft für ein deprimiertes Schalker Team, das sich in der Bundesliga oft frühzeitig ergibt. Mut zeigen nur zwei junge Wilde.

Als Sebastian Rudy in der Klemme steckte, klemmte auch die Tür. Eins, zwei, drei... Die Sekunden müssen dem Schalker Mittelfeldspieler mindestens wie Minuten vorgekommen sein, als er nach seiner Auswechslung darauf wartete, endlich im Kabinengang der Münchener Arena verschwinden, quasi im Erdboden versinken zu können. 33 Minuten waren da zwischen seinem Ex-Klub FC Bayern und dem FC Schalke 04 erst gespielt. 33 Minuten, die Schalkes Trainer Domenico Tedesco allerdings genügten, um gegen Rudy beim Stand von 1:2 die Höchststrafe auszusprechen.

Schalke verlor am Ende in München mit 1:3 (1:2) – doch die elfte Saisonniederlage war an diesem Abend nicht das einzige Problem. Tedesco wird sich wieder mit der Frage auseinandersetzen müssen, warum Schalke wegen Rudy ratlos ist. Manager Christian Heidel, der den Mittelfeldspieler im August für 16,5 Millionen Euro vom FC Bayern holte, zweifelt und fordert: „Wir können ja nicht noch ein Jahr etwas von einer Umstellung erzählen. Da muss einfach ein bisschen mehr Power und Leidenschaft rein. Er muss sein Spiel etwas umstellen.“ Zwölf Liga-Einsätze, kein Tor, keine Vorlage – am Samstag in München nur ein gewonnener Zweikampf. Zahlen des Schreckens.

Brumas Eigentor leitet Pleite ein

Rudy steht beispielhaft für diese deprimierte Schalker Mannschaft, die sich in der Bundesliga oft frühzeitig ergibt. Tedesco wollte in München mutig verteidigen lassen, er wollte mehr Ballbesitz als andere Auswärtsteams erzwingen – eine Taktik, die wie ausgemalt für Rudy erschien. Doch Rudy und seine Teamkollegen liefen dem Ball ebenso wie dem Gegner hinterher.

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Die verdiente Niederlage nahm schnell ihren Lauf. Zunächst unterlief Abwehrzugang Jeffrey Bruma nach einem unnötigen Ballverlust von Nabil Bentaleb ein Eigentor (12.), später trafen noch Robert Lewandowski (27.) und Serge Gnabry (57.) für die in allen Belangen überlegenen Bayern. „Wir waren zu ängstlich“, musste der zerknirschte Tedesco zugeben.

Kutucu zeigt Mut statt Angst

Schalkes Lichtblick: Sturm-Talent Ahmed Kutucu glich mit einem präzisen Flachschuss ins Eck in der 25. Minute zum 1:1 aus. Der 18-Jährige traf nach herrlicher Vorlage von Weston McKennie. Ausgerechnet die beiden Jungs aus der Knappenschmiede zeigten ihren etablierten Mitspielern, was die Schalker sehen wollen: Mut statt Angst, Einsatz statt Zurückhaltung. „Er macht sich nicht viele Gedanken – egal, ob er gegen Jerome Boateng spielt oder einen Verteidiger von Fortuna Düsseldorf. Er muss noch viel tun, aber er wird es schaffen“, sagte Heidel über Kutucu.

Heidels Bewertung von Rudys Kurzauftritt war eine ganz andere: „Der Junge ist keine 18 Jahre alt, er ist 28. Er ist Profi und muss einfach besser Fußball spielen.“ Trainer Tedesco erklärte, warum er Rudy so früh vom Feld nahm: „Es ist so, dass wir den aggressiveren Sechser auf dem Platz haben wollten.“

Trost von Schalke-Kapitän Fährmann

Schalkes Spieler sahen die Auswechslung eher nüchtern. „So ist der Sport“, sagte Bastian Oczipka lapidar. Wenigstens Kapitän Ralf Fährmann spendete Rudy etwas Trost: „Natürlich tut es mir leid für ihn. Vor allem, weil er beim FC Bayern gespielt hat.“ Während Tedesco und Heidel weiterhin zweifeln, fällte Rekordnationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus sein Urteil: „Schalke und Rudy – das wird keine große Liebe mehr.“