Dortmund. . Abwehrtalent Leonardo Balerdi wechselt zum BVB. Noch ist unklar, ob der Innenverteidiger direkt wieder zur U20-Südamerikameisterschaft abreist.

Für eine derart lange Reise war es ein erstaunlich kurzer Termin: Nach rund 75 Minuten hatte Leonardo Balerdi seinen Medizincheck absolviert, für den er zuvor aus Chile angereist war. Am Nachmittag meldete Borussia Dortmund dann: Der 19-jährige Innenverteidiger wechselt vom argentinischen Meister Boca Juniors zum BVB. In Sachen Vertragsdauer hielt sich der Klub bedeckt, teilte nur mit, die Zusammenarbeit sei „sehr langfristig“ angelegt. Nach Informationen dieser Redaktion läuft das Papier bis 2023, als Ablösesumme überweist Dortmund rund 15 Millionen Euro. Am Nachmittag trainierte Balerdi bereits mit seinen neuen Mannschaftskollegen.

Noch ist unklar, ob er dies auch in den kommenden Tagen tun wird: Balerdi ist vom argentinischen Fußballverband für die U20-Südamerikameisterschaft in Chile nominiert, die in dieser Woche beginnt und bis zum 10. Februar läuft. In Gesprächen mit dem Verband will der BVB nun schnellstmöglich klären, ob Balerdi in Dortmund bleiben kann oder wieder nach Chile reist. Eine Abstellungspflicht besteht nicht, es geht also einzig um die Frage, was die BVB-Verantwortlichen als beste Entscheidung für den Klub und den Neuzugang erachten.

Transfer mit Perspektive für den BVB

Als Soforthilfe ist der Argentinier ohnehin nicht eingeplant – trotz der Verletzungspause von Manuel Akanji. Der BVB-Abwehrchef kommt zwar um eine Operation wegen seiner Hüftprobleme herum, wird aber noch eine Weile ausfallen. „Bei der Verpflichtung von Leonardo Balerdi handelt es sich um einen perspektivischen Transfer, der ursprünglich erst für den kommenden Sommer geplant war und nun vorgezogen wird“, erklärte Sportdirektor Michael Zorc. Schon lange hatten Zorc und sein Scoutingteam den Abwehrspieler auf der Liste, nun wollten sie das Geschäft schnell abschließen. Denn hätte Balerdi ein starkes U20-Turnier gespielt, wäre der Preis wohl explodiert.

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Schon 15 Millionen Euro sind ja eine stolze Summe für einen Spieler, der gerade einmal fünf Pflichtspiele in der argentinischen Superliga vorzuweisen hat. In Dortmund aber ist man sicher, dass das Geld gut angelegt ist: „Leonardo ist ein intelligenter, zweikampf- und kopfballstarker Innenverteidiger. Er verfügt zudem über ein gutes Aufbau- und Pass-Spiel.“

Lob vom argentinischen Fußball-Guru

Schon nach seinem zweite Profi-Auftritt wurde der 1,88 Meter große Abwehrspieler zum Mann des Spiels gekürt, zudem erntete er Lob von einem der großen argentinischen Fußball-Gurus. „Ich bin sehr überrascht von Balerdi, ich habe schon lange keinen jungen Spieler mehr so spielen sehen“, sagte Cesar Luis Menotti, Weltmeistertrainer von 1978. „Er erinnert mich an Antonio Rattin.“ Jenen Mann also, der in den 60er-Jahren Kapitän der argentinischen Nationalelf war und noch heute als einer der größten Spieler gefeiert wird, die je bei Boca Juniors gespielt haben.

Rattin war Mittelfeldspieler, genau wie einst Balerdi. Doch als der 15 war und noch bei Boca im Nachwuchs spielte, kam ein wichtiger Karriereschritt: Sein Trainer Fabian Fedullo schob ihn eine Position nach hinten ins Abwehrzentrum. „Sie brauchten Spieler auf dieser Position, und ich bin groß“, erinnerte er sich in einem Interview mit der argentinischen Zeitung El Diario de la Republica. „Also probierten sie aus, wie ich mich auf der Position machen würde, und ich habe mich gut geschlagen.“

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Zur WM 2018 fuhr Balerdi mit

So gut, dass Balerdi nicht nur bei den Boca-Profis und jetzt beim BVB ankam, sondern auch schon im Dunstkreis der Nationalmannschaft: Bei der WM 2018 in Russland war er Teil der argentinischen Delegation – als Mitglied der Sparringspartner-Mannschaft für die Topstars um Lionel Messi.