Doha. Die Bayern-Bosse sind nicht amüsiert. Wegen seiner teils primitiven Ausfälle muss Franck Ribery jetzt eine hohe Geldstrafe an den Klub zahlen
Mit seinen 35 Jahren zählt Franck Ribéry zu jenen unter den Profifußballern, die gewisse Privilegien genießen. So durfte der frühere französische Nationalspieler beispielsweise am Freitag direkt vom sonnigen Winter-Familienurlaub im Wüsten-Emirat Dubai ins Trainingslager des FC Bayern München nach Katar reisen. Vielleicht wäre Cheftrainer Niko Kovac eine Menge Ärger erspart geblieben, hätte er seinem Routinier den verkürzten Anreiseweg verwehrt. Dann hätte Ribéry sicher nicht auf Einladung von Restaurantbesitzer Nusret Gökce ein Steak mit Dubaier Blattgold verputzt, das laut Speisekarte umgerechnet rund 300 Euro gekostet haben soll. Er hätte auch nicht per Video seine soziale Mediengemeinde – immerhin fast vier Millionen Interessierte bei Instagram – über das Mahl in Kenntnis gesetzt. Er hätte danach nicht die Kritik geerntet und auch nicht seine obszöne Reaktion darauf verbreitet.
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Genau diese Reaktionskette blieb aber eben nicht in der Möglichkeitsform, sondern bahnte sich real ihren Weg. Am Ende standen wenig appetitliche Sätze weit unter der Gürtellinie, die der Franzose als Reaktion auf die Kritik am dekadenten Mahl über Instagram und auch den Kurznachrichten-Kanal Twitter verbreitete. Sätze wie dieser: „Beginnen wir mit den Neidern und Hatern, die durch ein löchriges Kondom entstanden sein müssen: F**** eure Mütter, eure Großmütter und euren gesamten Stammbaum.“ Am Ende gab es nur Verachtung für seine Kritiker: „Ich schulde euch nichts. Ihr wart nur Kieselsteine in meinen Socken.“
Ribéry hatte Ärger mit TV-Reporter Guillou
Die Klubführung des FC Bayern sprach im Trainingslager in Katar erst einmal nicht über Fußball. Sondern über eine saftige Geldstrafe, die das goldene Steak zum wohl teuersten Stück Fleisch der Gastronomie-Geschichte werden lässt.
Die massiven Beleidigungen dürften eine höhere Strafe zur Folge haben als jene gegen Philipp Lahm. Der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft hatte nach einem kritischen Interview im Jahr 2009 immerhin 50.000 Euro zahlen müssen. Eine genaue Ansage mochte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Katar nicht machen: „Ich habe lange mit Franck gesprochen und ihm mitgeteilt, dass er eine hohe Geldstrafe bekommen hat. Die Strafe hat er auch akzeptiert.“ Ob auch eine Trennung von Ribéry zur Debatte stand, ließ Salihamidzic offen.
Ribéry hatte sich bereits nach dem 2:3 im Topspiel bei Borussia Dortmund am 10. November schwer daneben benommen. Aus Frust über die Niederlage beim Spitzenreiter gingen mit dem Routinier in einem Fernseh-Interview die Nerven durch. Ribéry soll den TV-Experten Patrick Guillou, der für den katarischen Sender beIN Sports arbeitet, körperlich attackiert haben, als der dem Mittelfeldspieler im Gespräch eine Mitschuld an zwei Gegentoren gegeben hatte. Später entschuldigte sich Ribéry bei Ex-Profi Guillou, der Anfang der 90er-Jahre für den VfL Bochum spielte.
Thomas Müller verteidigt Mitspieler Ribéry
Von den Bayern-Kollegen kam nun Rückendeckung für Ribéry. Nationalspieler Thomas Müller etwa meinte: „Wenn Franck sich angegriffen fühlt, verteidigt er sich um alles auf der Welt. Das Thema ist für die Mannschaft nicht wirklich relevant und mit der Strafe aus der Welt geschafft.“
Auch Sportdirektor Salihamidzic äußerte Verständnis: „Franck hat seine Familie gegen die Kritik verteidigt. Da hat er auch jedes Recht dazu. Leider ist das in einem Punkt total entgleist.“
Kritische Töne zum Ribéry-Vorfall kamen indes aus Spanien. Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl, derzeit mit der Borussia im Trainingslager in Jerez, betonte: „Das, was da gesagt worden ist, finde ich zu viel. Das tut uns nicht gut. Ich finde es auch richtig, dass der FC Bayern reagiert hat.“
Beim Tabellenführer Borussia Dortmund, der in Marbella gastiert, hielt man sich mit Aussagen zum Kontrahenten zurück. Amüsiert registrierte man beim BVB die neuerliche Baustelle der Bayern aber schon. (mit sid/dpa)