London. . Im alten Wembley-Stadion wurden Fußballschlachten geschlagen. Das neue ist eine moderne Arena. Wo ist die Seele geblieben? Ein Kommentar.
Nachdem es beim 0:0 zwischen England und Deutschland in der zweiten Halbzeit ziemlich langweilig wurde, bastelten einige Zuschauer kleine Papierflugzeuge und ließen sie auf das heilige Fußballgrün von Wembley segeln. Ziel war es, dass diese Flugobjekte ins Tor fliegen. Einige legten dann eine Bruchlandung hin, andere landeten tatsächlich irgendwo auf dem Rasen oder in der Nähe des Tores. Dann johlten die Menschen vor Vergnügen.
Man kann das Schauspiel lustig finden oder auch charmant. Man kann sich aber auch fragen: Was ist aus der Kultstätte des Fußballs geworden?
Wembley - ein Stadion, das überall stehen könnte?
Im alten Wembley wurden Schlachten geschlagen. Die Stimmung auf den Rängen galt als einzigartig. Wembley roch aus allen Poren nach Fußball.
Wembley hatte Seele.
Und das neue Wembley?
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Vor der Arena stehen unzählige Baukräne. Das riesige Shopping-Center soll noch riesiger werden. Dann steht man vor dem Klotz, der 90 000 Menschen Platz gibt. Spektakulär, ja. Aus dem Boden gestampft vom Stararchitekten Sir Norman Foster. Aber auch groß, kalt und grau. Ein Gebäude aus Beton, Stahl, Glas und einem 133 Meter hohen beleuchteten Bogen. „Das neue Wembley ist ein Stadion, das überall in der Welt stehen könnte“, sagt Deutschlands ehemaliger England-Legionär Dietmar Hamann, „es ist ein Stadion wie viele andere auch.“
Eine Arena ohne Herz und Seele
Man könnte dieses Monstrum, das unglaubliche 1,2 Milliarden Euro kostete und 2007 fertiggestellt wurde, als Symbol des modernen Fußballs sehen. Eine Arena der Verschwendung. Eine Arena ohne Herz und ohne Seele.
Vielleicht werden auch im neuen Wembley noch viele Geschichten erzählt werden. Vielleicht werden noch viele Fußballschlachten geschlagen werden. Aber es wird niemals mehr die Kultstätte des Fußballs.