Essen. Obwohl das Turnier erst in acht Monaten beginnt, schwört Joachim Löw seine Spieler schon auf die Weltmeisterschaft ein. Ein Kommentar.
Joachim Löw hat sein Amt schon zu lange inne, als dass er irgendetwas dem Zufall überließe. Und so hat sich der Bundestrainer auch angewöhnt, in den doch eher seltenen öffentlichen Auftritten, seine wichtigsten Botschaften an Nation und Spieler gekonnt und wortreich und unmissverständlich zu platzieren. Einen Tag vor dem letzten WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft schlüpfte Löw in die Rolle des Mahners.
„Brutal hart“ werde es, den Titel zu verteidigen, die Spieler müssten „den unbedingten Hunger“ für den Titel am besten schon jetzt zu züchten beginnen, müssten sich bereit machen, in „jeder Sekunde dieses Turniers ihre Topleistung“ abrufen zu können. Denn nur Deutschland, der Weltmeister, habe etwas zu verlieren, alle anderen Nationen könnten nur gewinnen. Deswegen sei es unerlässlich, dass alle „völlig über jede Grenze“ gehen, um das große Ziel in erreichbare Nähe zu bekommen. Und selbst dann gäbe es keine Garantien, selbst dann hinge es noch von den kleinen Momenten einen Turnieres ab. Wichtig aber ist dies: „Wer anfängt zufrieden zu sein, ist schon auf dem Weg nach unten.“
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Löws schaltet acht Monate vor dem Turnierstart in Russland schon in den WM-Modus. Und er will, dass die Spieler das auch tun, indem sie sich so verhalten, dass sie am Ende einer langen Saison noch bereit für den Höhepunkt sind, für „etwas Einmaliges“, um einen „historischen“ Erfolg feiern zu können.
Der Bundestrainer schwört sich und den gesamten Betrieb Nationalmannschaft auf die Mission Titelverteidigung ein. Er schärft die Sinne für Nachlässigkeiten, er schafft ein Bewusstsein dafür, welch riesige Aufgabe das werden wird und dass sie tatsächlich nur erfolgreich zu erledigen sei, wenn nicht einmal die Nummer 23 im 23 Mann starken Kader sich eine menschliche oder sportliche Schwäche erlaubt.
Die Worte klangen, als stünde die Weltmeisterschaft in Russland unmittelbar bevor. Dass das nicht der Fall ist, macht die Rede des Bundestrainers nicht weniger bemerkenswert.