Belfast/Mainz. Nach der EM 2012 stand Bundestrainer Joachim Löw vor dem Aus. Danach wurde er Weltmeister und gewann den Confed-Cup. Ein Kommentar.

Es schien so, als schwebe Joachim Löw. Über allem Irdischen. Der 57-Jährige lächelte sein charmantes Lächeln und sagte: Na ja, wenn Jupp Heynckes alle paar Jahre wieder zurückkommt, kann er mich irgendwann auch als Bundestrainer beerben.

In sportlich turbulenten Zeiten hätten diese Worte genügt, um einen Sturm von Fragen auszulösen. Will Löw etwa nicht mehr? Ist er nach elf Jahren als Bundestrainer müde geworden? Bereitet er vorsichtig seinen Abgang vor?

Es gab noch nie einen dermaßen unantastbaren Bundestrainer

Aber der Sturm blieb aus, weil es nie zuvor einen dermaßen unantastbaren Bundestrainer gab. 2012, nach dem EM-Halbfinaldesaster gegen Italien, stand Löw noch vor dem Aus. Zu weich sei er. Ein Zauderer. Einer ohne Visionen. Zwei Jahre später holte er den WM-Titel in Brasilien. Seitdem wird fast alles, was er anfasst, zu Gold.

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Er reist mit einem B-Team zum Confed-Cup und holt den Titel. Er kritisiert den Zustand des deutschen Fußballs und wird noch nicht einmal von den Münchener Fußball-Granden Hoeneß und Rummenigge abgewatscht. Löw hat die Nationalmannschaft auf Weltniveau gehoben, während die deutschen Klubs im Europacup seit Jahren von einer Peinlichkeit in die nächste stolpern. Das macht ihn unangreifbar.

Dabei ist er souverän, entspannt. Er lässt sich nicht treiben. Er macht das, was er will. Deshalb würde es auch nicht verwundern, wenn Löw nach der WM 2018 beschließen würde, dass trotz eines Vertrages bis 2020 Schluss sei. Weil er einfach Lust darauf hätte, etwas anderes zu machen. Weil ihn die Arbeit bei einem Klub reizen würde. Und dieser Klub könnte dann doch auch der FC Bayern München sein. Warum eigentlich nicht?