Paris. . Mit offenen Armen war Julian Draxler bei PSG empfangen worden. Dann kam Neymar. Auch gegen den FC Bayern bleibt dem Ex-Schalker nur die Bank.
In Paris ist der Herbst angekommen, sowohl in der Stadt als auch in den Reihen von Paris Saint-Germain. Seit dem Streit um die Ausführung eines Elfmeters beim Spiel gegen Olympique Lyon (2:0) vor zehn Tagen zwischen den Top-Stars Edinson Cavani und Neymar ist das innerbetriebliche Klima angespannt. Im Camp des Loges, dem Trainingsgelände des französischen Vize-Meisters, herrscht Nervosität auf allen Ebenen.
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Zwar stimmen die Ergebnisse (Spitzenreiter in der Ligue 1; 5:0-Auswärtserfolg bei Celtic Glasgow zum Start der Champions League), doch bei dem Star-Ensemble brodelt es. Auch Julian Draxler ist alles andere als glücklich. Er wäre heute Abend (20.45 Uhr/ZDF und Sky) gegen den FC Bayern München wahnsinnig gern von Anfang an aufgelaufen. Doch mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der ehemalige Schalker nur auf der Bank Platz nehmen dürfen.
Nur acht Monate nach seinem Wechsel aus Wolfsburg in die französische Hauptstadt muss sich der deutsche Nationalspieler ernsthafte Sorgen um seine Zukunft bei PSG machen.
Mbappé, Cavani und Neymar sind gesetzt
Gegen Lyon, als ihn Trainer Unai Emery von Anfang an spielen ließ, wirkte Draxler völlig verunsichert. Dadurch, dass Neymar links und Kylian Mbappé auf der zentralen Mittelfeld-Position agierten, musste der Deutsche auf den rechten Flügel weichen, was ihm nicht wirklich liegt. Seit der spektakulären Verpflichtung von Neymar weiß er, dass er zumindest in den Top-Spielen nicht mehr auf seinem geliebten linken Flügel ran darf. Das Trio Mbappé-Cavani-Neymar ist gesetzt, und falls sich Emery für eine richtig offensive Elf entscheidet, dann steht auch noch Angel Di Maria vor dem Ex-Schalker in der Hierarchie. Draxler ist also nur noch die fünfte offensive Wahl der Pariser, vielleicht sogar die sechste, sobald sich der Argentinier Javier Pastore wieder fit meldet.
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Außerhalb des Platzes fühlt sich der gebürtige Gladbecker zwar wohl, aber seit dem Weggang seines Kumpels Blaise Matuidis zu Juventus Turin scheint er in der PSG-Kabine isoliert zu sein. Wo steht er zwischen der brasilianischen und der französischen Fraktion? Vor acht Monaten war er mit offenen Armen empfangen worden. Die Fach-Zeitschrift France Football titelte Ende Januar: „Draxler kann Paris SG auf ein anderes Level hieven.“ Auch bei den PSG-Fans hatte er viele Sympathien erweckt – aufgrund seiner guten Leistungen von Beginn an, aber auch, weil er sich sehr schnell mit seinem neuen Arbeitgeber identifizierte und die Sprache schnell lernte.
„Im Training gibt er weiter Gas“
Obwohl er sich damals für die Verpflichtung des Deutschen eingesetzt hatte, ist Trainer Emery mittlerweile weniger scharf auf dessen Dienste. „Nun hat sich seine Lage verändert, und das weiß Julian“, verriet der spanische Lehrmeister am Wochenende. „Nichtsdestotrotz baue ich weiter auf ihn. Wir bestreiten ja vier Wettbewerbe, und jeder Spieler wird gebraucht.“
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Aber ob Draxler wirklich Lust hat, sich mit Start-Elf-Einsätzen im Liga-Pokal und im französischen Pokal zufrieden zu geben, während er vor allem bei den Champions-League-Partien nur zuschauen muss? Für Philippe Sanfourche, PSG-Spezialist beim Radio-Sender RTL, ist „Draxler der große Verlierer der Neymar-Verpflichtung“, obwohl er „eigentlich auf einem guten Weg“ gewesen sei.
Auch L’Equipe-Reporter José Barroso glaubt, dass die Perspektiven von Draxler in Paris düster aussehen: „Draxler kann nur hoffen, dass sich der eine oder andere verletzt. Aber bei den Trainingseinheiten gibt er weiter Gas. Er gibt nicht auf. Klar ist aber, dass er der größte Verlierer dieses Sommers ist.“
Im Winter muss Paris verkaufen
Bixente Lizarazu, Weltmeister von 1998 und langjähriger Bayern-Profi, meint, dass Draxler „ein großartiger Spieler“ ist. „Aber oft zuschauen zu müssen, ist sicherlich alles andere als einfach.“ Vor allem in der Saison vor der WM.
Um die Kriterien des Financial Fair Plays zu erfüllen, muss PSG bereits im Winter mehrere Spieler verkaufen und seinen Kader drastisch abspecken. Ganz oben auf der Liste steht Draxler. „Doch um ihn teuer verkaufen zu können, muss er auch regelmäßig zum Einsatz kommen“, weiß Lizarazu.
Ein Problem also für Paris – und für Julian Draxler.