Essen. Die deutsche Fußball-Nationalelf hat zum ersten Mal den Confed-Cup gewonnen. Am Freitag wurde die U21 Europameister. Und jetzt? Ein Kommentar.
Schon gehen erste Spielereien los. Wer aus der Mannschaft des neuen U21-Europameisters schafft den Sprung in Joachim Löws Start-Elf nächstes Jahr? Wer aus dem jungen Team, das den Confed-Cup in Russland gewonnen hat?
Werner statt Müller, Rudy statt Khedira, vielleicht sogar Toljan statt Höwedes: Im Land der 80 Millionen Bundestrainer wird es Löw nicht an gut gemeinten Vorschlägen mangeln, wie er seine Weltmeister zur Titelverteidigung 2018 aufstellen sollte.
Die 90er-Jahre sind eine Warnung
Tatsächlich verführt die größte Talentdichte der DFB-Geschichte zu einer Haltung, die es kurz nach der Wiedervereinigung 1990 schon einmal in ähnlicher Form gegeben hat. Mit den DDR-Fußballern zusätzlich im Kader hielt Franz Beckenbauer Deutschland für unbesiegbar.
Vier Jahre später schied Deutschland als Weltmeister im WM-Viertelfinale kläglich gegen Bulgarien aus. Die 90er-Jahre wurden trotz Ostwind und EM-Sieg zu einer Zeit des Stillstands. Der Begriff des Rumpelfußballs, wo Kampfgeist mehr zählte als Ballgefühl, wurde geboren.
Darum ist Vorsicht geboten. Eine Garantie für Erfolg kann man nicht mal nach dem Jugendstil in den beiden 1:0-Finalsiegen gegen Spanien und Chile voraussagen.
Auf Jahre wird Deutschland eine gute Elf haben
Was wir sagen können: Wenn Löw irgendwann ausscheidet, hinterlässt er eine Nationalmannschaft, die nicht hochstapelt, sondern einen stabilen Unterbau aufweist. Auf Jahre wird Deutschland eine gute Elf haben. Erfolg ist da eine Frage der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Die Frage, die wir stellen müssen: Haben wir genügend Trainer, die eine Nationalmannschaft veredeln können? Stefan Kuntz konnte das bei der U21 nach Horst Hrubesch offensichtlich. Wer aber kommt nach Löw? Das ist die spannendere Zukunftsfrage des deutschen Fußballs.
Darum wäre es nur logisch, wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine Akademie in Frankfurt/Main nutzt, um in einer Kaderschmiede, wie es jeder Bundesliga-Klub inzwischen für seine jungen Fußballspieler hat, die Trainer von morgen zu schulen.
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