St. Petersburg. Deutschland hat das Confed-Cup-Finale gegen Chile 1:0 gewonnen. Das Tor erzielte Lars Stindl. Es war eine dramatische Partie. Der Spielbericht.

Es gibt Fußballspiele, die sich gleichen wie Zwillinge und trotzdem anders ausgehen. Am Sonntag war eines in St. Petersburg zu besichtigen. Deutschland siegte im Finale des Confed-Cups gegen Chile mit 1:0 (1:0) durch einen Treffer, den es so schon im Gruppenspiel zuvor gegen den Südamerikameister gegeben hatte. Damals endete die Partie 1:1. Nun, im erneuten Aufeinandertreffen, reichte das Tor des Gladbachers Lars Stindl in der 20. Minute, um Deutschland zum ersten Mal die Probe-WM gewinnen zu lassen.

Trainer Pizzi auf die Tribüne

Das Bild der Partie lieferte Bundestrainer Löw: Sein chilenischer Kollege Juan Antonio Pizzi stritt sich in der zweiten Halbzeit mit Joshua Kimmich und nahm ihm den Ball weg. Da griff Löw ein und hob seine Arme hoch und runter. Schön ruhig bleiben! Die entschlossenen Chilenen wüteten 90 Minuten lang, Deutschland zähmte sie mit Klasse und etwas Glück. Pizzi wurde später auf die Tribüne verbannt.

In das mit 57 268 Zuschauern nicht ausverkaufte Krestowski-Stadion hinein schickte Löw fast dieselbe Mannschaft wie beim 4:1 gegen Mexiko im Halbfinale. Lediglich der junge Benjamin Henrichs (20) musste für den weltmännischen Shkodran Mustafi weichen.

Chilenisches Feuerwerk zum Start

Das war ratsam gegen die kampferprobten Chilenen, die ihre Nationalhymne schmetterten, dass einem auf der Tribüne Gänsehaut wuchs. Mustafi hatte beim 1:1 gegen Chile nach sechs Minuten das 0:1 verschuldet, weil er sich den Ball am eigenen Strafraum stibitzen ließ. Nun, im erneuten Aufeinandertreffen, kam es genau anders herum.

Wieder begannen die Chilenen wie die Feuerwehr. Marc-André ter Stegen musste gegen den herangaloppierten Arturo Vidal aus fünf Metern retten (5.), ließ später einen Schuss fallen, um dann mit allen vier abgespreizten Gliedmaßen Alexis Sanchez so zu verwirren, dass der am Ball vorbeischlug (20.).

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Das Déjà-vu folgte prompt: Marcelo Diaz schlenderte am chilenischen Strafraum mit dem Ball umher wie Mustafi neulich. Werner stibitzte ihm das Spielgerät und legte auf Stindl auf: 1:0 (20.). Es war sein dritter Turniertreffer. Timo Werner erhielt aber letztlich den Goldenen Schuh für den besten Torjäger, weil er neben drei erzielten Treffern zwei Tore vorbereitet hatte.

Zur Halbzeit schauten sich die Chilenen fragend in ihre Gesichter: Sie hatten das Spiel komplett bestimmt. Am Ende hieß es 20:8 Türschüsse und 61 Prozent Ballbesitz für die Südamerikaner. Dennoch hätte es auch 3:0 für Deutschland stehen können zur Halbzeit. Aber der Schalker Leon Goretzka (36. und 45.) sowie der fabelhaft aufgelegte Kapitän Julian Draxler (40.), der später zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, vergaben gute Gelegenheiten nach Kontern.

Ellbogenschlag gegen Werner

Nach der Pause wurde es hitzig. Erst zankten sich die Bayern-Kollegen Kimmich und Vidal, so dass sie Gelb sahen. Dann hätte Gonzalo Jara nach einem hässlichen Ellenbogenschlag gegen Werner vom Platz gehört (64.). Schiedsrichter Milorad Mazic zog nach Videostudium nur Gelb. Eine Fehlentscheidung, die das ganze Prozedere mit dem TV-Beweis in Zweifel zieht.

Die Chilenen hatten danach noch Torchancen, kamen aber nicht mehr zum Ausgleich. „In der zweiten Halbzeit war nur noch wenig Fußball, da wurde nur noch gekämpft“, erklärte Timo Werner, „mein Kiefer tut nach dem Ellbogenschlag immer noch weh, ich kann kaum richtig schlucken. Ist aber egal, wir haben gewonnen!“

Der Confed-Cup, den man so wenig freudig erwartete wie den peinlichen Cousin, der sich auf Familienfeiern immer sinnlos betrinkt, endet mit einem grandiosen Erfolg. Den Fluch, wonach noch nie eine Nation zunächst den Confed-Cup und dann die WM darauf gewinnen konnte, wollen sie beim DFB im Übrigen gekonnt ignorieren. Übrigen gekonnt ignorieren.

Tore: 0:1 Stindl (20.)

Der Live-Ticker zum Nachlesen:

Chile - Deutschland 0:1