Essen. Der Confed-Cup startet, das wohl umstrittenste Turnier des Welt-Fußballs. Sieben Fragen, sieben Antworten über Stars, Favoriten – und Essgewohnheiten.
- Der Confed-Cup startet
- Es ist das wohl umstrittenste Turnier des Welt-Fußballs
- Sieben Fragen, sieben Antworten über Stars, Favoriten – und Essgewohnheiten
Nun geht es doch tatsächlich los. Monatelang wurde der Confed-Cup verflucht, die Mini-WM der Kontinentalverbände. Gastgeber Russland tritt am Samstag zum Eröffnungsspiel gegen Neuseeland an. Was Sie sonst noch wissen sollten über das Turnier? Steht hier.
Confed-Cup – was soll das überhaupt?
Die Idee ist ja ganz nett, zum Kräftemessen zwischen Weltmeister, Europameister, Asienmeister, Afrikameister, Südamerikameister, Mittel- und Nordamerikameister sowie Ozeanienmeister ins Land der nächsten WM einzuladen. Aber das Turnier überbelastet die Spieler und ist halt etwa so sexy wie das Wort Ozeanienmeister.
Sogar DFB-Präsident Reinhard Grindel plädiert für eine Abschaffung der WM-Generalprobe. Die zehnte könnte also die letzte Austragung des 1992 eingeführten Formats sein. Daher, liebe Zuschauer, vielleicht lieber doch einschalten: Eventuell wird’s ja doch noch geschichtsträchtig in Russland.
Wie kann ich das gucken?
Alle Spiele werden im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein. Die ARD überträgt zum Beispiel am Samstag das Eröffnungsspiel zwischen Russland und Neuseeland, das ZDF steigt am Sonntag mit dem ewig jungen Duell – hüstel – Kamerun gegen Chile ein. Die deutschen Spiele sind im ZDF (Montag gegen Australien und 25. Juni gegen Kamerun) und in der ARD zu sehen (am 22. Juni das zweite Gruppenspiel gegen Chile). Die ARD zeigt beide Halbfinals, das ZDF das Finale. Zudem zeigt Sport1 drei Gruppenspiele ohne deutsche Beteiligung: Portugal gegen Mexiko, Mexiko gegen Neuseeland, Chile gegen Australien.
Sind die Stadien voll?
Geht so. Etwa 30 Prozent der insgesamt 695 000 Tickets waren wenige Tage vor dem Turnier-Start noch nicht verkauft. Da ist also noch Luft nach oben, wie Fußball-Profis formulieren würden. Aber, hey: Für ein Turnier, das angeblich keiner will, ist das kein übler Wert. Und in Russland hoffen die Organisatoren, dass es viele Menschen kurzfristig noch ins Stadion zieht.
Droht im Stadion Gefahr?
Bei der EM in Frankreich sorgten Krawalle russischer Fans für fiese Fernsehbilder. Beim Confed-Cup droht aber vermutlich keine Gefahr: Die Bühne ist zu klein. Zudem hat die Regierung bei internationalen Großveranstaltungen ein hartes Durchgreifen angekündigt. Die Gesetzgebung sei angepasst worden, sagte Russlands WM-Organisationschef Alexej Sorokin. Russischen Hooligans, die auffällig geworden sind, ist es verboten, zu den Confed-Cup-Spielen und zur WM zu reisen. Medienberichten zufolge stehen knapp 200 Gewalttäter auf einer schwarzen Liste.
Wer ist Favorit auf den Titel?
An der Nominierung von Marvin Plattenhardt – Entschuldigung, nicht persönlich gemeint – lässt sich ablesen: Deutschland eher nicht. Eher schon Chile, das mit Bayern-Star Arturo Vidal, dem Leverkusener Charles Aranguiz und dem europaweit umworbenen Stürmer Alexis Sánchez vom FC Arsenal antritt. Oder Portugal, der Europameister, der mit seinem Superstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid, aber eben auch mit seinen beeindruckenden Kollegen Nani, Ricardo Quaresma, Dortmunds Raphael Guerreiro und dem unverwüstlichen Abwehrraubein Pepe angereist ist.
Wen kennt man noch so?
Russlands Nationaltrainer heißt Stanislaw Tschertschessow. Zu Beginn der 90er-Jahre stand er im Tor von Dynamo Dresden. Weil er damals kein Deutsch sprach, bestellte er im Restaurant immer nur Spaghetti. Aber das gab sich, er lernte schnell Deutsch. Später wechselte er zum FC Tirol nach Innsbruck, wo ein gewisser Joachim Löw, heute Bundestrainer, gerade Trainer war. Ein hübsches Wiedersehen.
Alex Rufer kennt man in Deutschland noch nicht sehr gut. Der Stürmer spielt für den krassen Außenseiter Neuseeland – und ist der Neffe von Wynton Rufer. Der spielte einst für Werder Bremen und war so ziemlich der coolste Elfmeterschütze auf dem Planeten: langsamer Anlauf, gucken, was der Torwart macht, in die andere Ecke schießen. Funktionierte immer. Hm? Bitte? Doch, immer.
Was verbindet man noch mit dem Confed-Cup?
Erstmals seit der Tragödie 2003 ist Kamerun wieder beim Confed-Cup dabei. Damals im Halbfinale gegen Kolumbien kollabierte Marc-Vivien Foé wegen plötzlichen Herzversagens auf dem Platz und verstarb im Alter von 28 Jahren. Seit diesem Tag gehören Defibrillatoren am Spielfeldrand nicht nur in Deutschland, sondern auch bei internationalen Turnieren zum Standard. Als Kamerun im Februar das Ticket nach Russland beim Afrika-Cup-Sieg in Gabun bejubelten, trugen alle Spieler ein Hemd mit der Nummer 17 – Foés Rückennummer.