Essen. Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi hat seine Karriere beendet. Der ehemalige Schalke-Spieler verabschiedet sich mit süffisanten Worten.
- Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi hat seine Karriere beendet
- Der ehemalige Schalke-Spieler verabschiedet sich mit süffisanten Worten
- Er hat dazugelernt
„Ich habe eine Nachricht für euch. Nun gut, ich gebe zu, es gibt überraschendere Neuigkeiten. Aber jetzt ist es definitiv raus: Der Blinde hört endlich auf.“ So beginnt der Abschiedsbrief, den Kuranyi auf seiner eigenen Homepage veröffentlicht hat und mit dem er sich an seine Fans und Kritiker wendet. Angebote aus China, Katar, Brasilien und Russland habe er geprüft, aber für nicht attraktiv befunden. Er wollte bei seiner Familie bleiben. Seine Kinder sollen in Stuttgart, wo der 35-Jährige zu Beginn seiner Bundesliga-Karriere spielte, Wurzeln schlagen. Er wolle verhindern, dass sie immer aus ihrem Umfeld herausgerissen werden.
Das ist verantwortungsvoll. Kuranyi ist offenbar gereift. Er wolle seine Erfahrungen weitergeben, schreibt der ehemalige Stürmer von Bundesligist Schalke 04. Eine davon sei zum Beispiel, dass man als Nationalspieler immer bis zum Ende eines Länderspiels im Stadion bleiben sollte, auch wenn man nicht im Kader steht. Eine andere sei, dass man auf Reporter-Fragen nicht sagen sollte: „Auf so eine Scheißfrage antworte ich nicht!“
Sein Sohn habe mit diesem Video, das immer noch auf der Video-Plattform Youtube zu finden ist, viel Spaß. Doch in Deutschland sind es genau diese beiden Vorfälle, mit denen Kuranyi regelmäßig in Verbindung gebracht wird. Er hat keine große Fangemeinde mehr in dem Land, in dessen Profi-Liga er insgesamt 121 und für das er in 52 A-Länderspielen 19 Tore schoss.
Kuranyi wechselte 2010 nach Moskau
Kuranyi wechselte 2010 nach Moskau, zum FK Dynamo. Fünf Jahre später kehrte er zurück nach Deutschland, spielte für die TSG Hoffenheim. Seine Bilanz dort: 14 Spiele, kein einziger Treffer. Kuranyi hat einen hohen Preis dafür bezahlt, dass er sich seine Popularität in Deutschland mit Millionen einer russischen Bank vergolden ließ. Als er wiederkam, war die Überraschung darüber, dass Kuranyi überhaupt noch Fußball spielte, größer als die, dass er zu den Kraichgauern ging.
Dass seine Flucht von der Tribüne im Dortmunder Stadion, als er 2008 aus Frust über seine Nichtnominierung für den Kader der Nationalmannschaft schon in der Halbzeit des Spiels gegen Russland nach Hause fuhr, auf ewig mit ihm in Verbindung gebracht wird, hat auch sportliche Gründe. Kuranyi erntete nach seinem unrühmlichen Abgang, der die Ausbootung aus der Nationalmannschaft zur Folge hatte, bundesweit Spott. Zwar begründete Bundestrainer Joachim Löw die Nichtnominierung mit taktischen Gründen. Doch jedem Fußball-Fan war klar, dass Verhalten und Leistung Kuranyis eines Nationalspielers nicht würdig gewesen waren. Ein trauriger Abgang aus Dortmund – mit der Konsequenz, dass es mit seiner Karriere bergab ging.
Nun hat der 35-Jährige seine Zeit als Aktiver beendet. Und offenbar hat er aus seinen Fehlern gelernt.