Dortmund. Mit 2:6 unterlag Bayer Leverkusen dem BVB. Trainer Roger Schmidt fand trotzdem auch lobende Worte – doch seine Lage ist prekär. Ein Kommentar.
Neben der fachlichen Expertise gehört es inzwischen auch zum notwendigen Handwerkszeug eines Bundesligatrainers, sich und die Spiele seiner Mannschaft in der Öffentlichkeit vernünftig präsentieren zu können. In dieser Disziplin aber leistete sich Bayer Leverkusens Übungsleiter Roger Schmidt am Samstagabend einen ähnlich schweren Patzer, wie sie seine Defensivleute zuvor reichlich auf dem Platz präsentiert hatten.
Dass Schmidt für sich und die seinen in Anspruch nahm, dass die Leverkusener Leistung nicht so dramatisch schlecht war, wie es das Ergebnis von 2:6 aussagte, war noch in Ordnung und nicht einmal verkehrt. Diese Klatsche dann aber als Schritt in die richtige Richtung zu verkaufen, war dann doch des Guten deutlich zu viel. Denn das Leverkusen zuletzt sechs Treffer in einem Bundesligaspiel kassierte, ist über sechs Jahre her.
Und die Niederlage gegen Dortmund war ja kein einmaliger Betriebsunfall: Fünf der vergangenen sieben Spiele hat die Werkself verloren, in der Bundesliga stehen schon elf Niederlagen zu Buche. So früh in der Saison, am 23. Spieltag, gab es das zuletzt vor 14 Jahren.
Zahlen, die sich nicht mehr schönreden lassen
Es sind Zahlen, die sich nicht mehr schönreden lassen. Dass Schmidt es dennoch versucht, zeigt: Der Trainer steht unter Druck wie noch nie während seiner Zeit bei Bayer Leverkusen. Die Champions-League-Qualifikation, erklärtes Saisonziel, kann man bereits abhaken. In der aktuellen Wettbewerbsrunde wird man nach der 2:4-Heimniederlage gegen Atletico Madrid wohl bald die Segel streichen. Im DFB-Pokal war schon gegen den Drittligisten Sportfreunde Lotte Endstation.
Bei Bayer Leverkusen hatte man lange eine Engelsgeduld mit seinem Trainer, der im Umgang durchaus kompliziert ist, hat ihn immer wieder in Schutz genommen. Nun aber stimmen die Ergebnisse nicht und auch der dargebotene Fußball ist angesichts der großen Qualität des Kaders oft ziemlich dürftig. Wie lange sich Leverkusen seine Geduld mit Schmidt noch leisten will – das wird eine der spannenden Fragen der nächsten Tage.