München. . Der zurückgekehrte Präsident ist auch wieder Aufsichtsratschef des FC Bayern. Der 65-Jährige steuert alle Machthebel. Auf ihn warten wichtige Entscheidungen.

Es ist noch gar nicht lange her, da war mit Uli Hoeneß‘ Rückkehr auch die Hoffnung auf einen Ruck verbunden, der durch die Mannschaft gehen möge. Das war nach dem 1:1 gegen die TSG Hoffenheim, der folgenden 0:1-Niederlage bei Borussia Dortmund samt Verlust der Tabellenführung in der Bundesliga und nach jener großen Enttäuschung direkt danach beim europäischen Leichtgewicht FK Rostow, durch die der Gruppensieg in der Champions League unerreichbar wurde.

Auf die 2:3-Niederlage in Russland folgte am 25. November die Rückkehr von Hoeneß ins Präsidentenamt des FC Bayern und im Anschluss tatsächlich eine Serie von acht Siegen hintereinander. Am Samstag gegen den FC Schalke (1:1) riss beim irrlichternden Auftritt der Münchner dieser Lauf, der in der Liga auch ein 5:0 gegen Wolfsburg beinhaltet hatte.

An diesem Dienstag wird der VfL zum Pokal-Achtelfinale erneut in der Arena vorstellig. Doch diesmal schwingt die Hoffnung auf einen Hoeneß-Faktor bei den zerknirschten Bayern kaum mit. Trotz der nun vollständig abgeschlossenen Rückkehr des Patriarchen in all jene Vereinsämter, die er vor seiner Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro bis zu seinem Rücktritt am 14. März 2014 innegehabt hatte. Am Montag berief ihn der Aufsichtsrat erwartungsgemäß zu seinem Vorsitzenden. Einen Gegenkandidaten gab es wie bei der Präsidentenwahl nicht, der bisherige Amtsträger Karl Hopfner hatte sich von beiden Posten öffentlich geräuschlos zurückgezogen.

„Wenn ich von den Kollegen gebeten werde, werde ich das selbstverständlich machen“, hatte Hoeneß nach seiner Wahl zum Präsidenten über den Aufsichtsratsvorsitz gesagt. Natürlich baten sie ihn.

Ohne den 65-Jährigen geht nun nichts mehr beim deutschen Fußball-Branchenführer, die alte Hierarchie ist hergestellt. Spielertransfers ab einem Volumen in Höhe von 25 Millionen Euro (Ablöse und Gehalt) müssen er und die übrigen Aufsichtsräte absegnen. Das Gremium besetzt zudem den Vorstand. Hoeneß ist also Vorgesetzter von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er steuert damit wieder alle Machthebel beim FC Bayern. Sein beispielloses Comeback nach dem Absturz ist vollendet.

Suche nach Sammer-Nachfolger

Auf den Patriarchen warten nun wichtige Entscheidungen in Abstimmung mit Rummenigge. Kurzfristig etwa jene, wie die Führung des neuen Nachwuchsleistungszentrums besetzt wird. Im Sommer soll die Akademie eröffnen, benannt werden müssen nun ein Sportlicher Leiter und ein Verwaltungschef. Der nach Matthias Sammers Rückzug offene Posten des Sportdirektors soll ebenfalls besetzt werden. Womöglich mit Philipp Lahm, 33, bei dem sich die Anzeichen verdichten, dass er tatsächlich schon nach dieser Saison zurücktritt und seinen Profivertrag bis 2018 nicht erfüllen wird.

Zunächst aber müssen der Kapitän und seine Kollegen die Aufgabe im Pokal gegen Wolfsburg (20.45 Uhr/ARD) bewältigen, bei der Thiago in die Startelf zurückkehren wird, wie Trainer Carlo Ancelotti am Montag ankündigte. Ziehen die Bayern allerdings nicht ins Viertelfinale ein, könnte sich der Aufsichtsratschef Hoeneß sogar bald eines Themas annehmen müssen, das mit jedem weiteren schwachen Auftritt der Mannschaft auch intern zunehmend ins Blickfeld rückt: Die Frage nämlich, warum es nicht rund läuft unter Ancelotti.

Der Italiener ist sich dessen bewusst und fordert mehr Zusammenarbeit von seinen Spielern, gibt sich aber gelassen. „Ich habe über 1000 Spiele auf der Bank erlebt. Wissen Sie, wie viele Kritiken ich schon gehört habe? Nicht ganz 1000, aber fast“, sagte er.