München. Bei den Bayern herrscht Unruhe. Der vertrag mit Jürgen Klinsmann wurde endgültig aufgelöst, Kreativ-Kopf Franck Ribéry hingegen soll unbedingt in München bleiben. Dafür lehnte Uli Hoeneß sogar einen stattlichen Millionenbetrag ab.

Die Nachricht war unauffällig am Donnerstagvormittag auf der Homepage platziert. „FC Bayern und Klinsmann beenden Anstellungsvertrag". Der Klub habe sich, hieße es knapp, mit seinem ehemaligen Trainer „auf eine sofortige Beendigung des bis zum 30. Juni 2010 laufenden Anstellungsvertrages geeinigt". Alles weitere: Verschlusssache, versteht sich. Über die Höhe der Abfindung, die der FC Bayern an Jürgen Klinsmann zahlen muss, darf nun spekuliert werden.

Geld ein wichtiges Thema

Überhaupt ist Geld in diesen Tagen mal wieder ein wichtiges Thema beim deutschen Kicker-Marktführer, und wenn es um Geld geht, dann ging es zuletzt beim FC Bayern ja (neben Klinsmann) vor allem um Franck Ribéry. Das Hin und Her zwischen München und Madrid zieht sich seit Wochen, die sich anfühlen wie Jahre, und wer gedacht hat, das Thema sei wegen des Rückzugs von Real aus den Verhandlungen beendet, der irrt. Die über das aktuelle Befinden des französischen Dribblers stets bestens informierte Zeitung „L'Équipe" berichtet nun, der FC Bayern habe eine 80-Millionen-Euro-Offerte von Real abgelehnt. Was sich mit der neuesten Aussage des Münchner Managers Uli Hoeneß deckt,man habe „eine dreistellige Millionensumme" gefordert.

Jürgen Klinsmann (li.) und Franck Ribéry: Einer wurde gefeuert, der andere darf nciht gehen. Foto: AP
Jürgen Klinsmann (li.) und Franck Ribéry: Einer wurde gefeuert, der andere darf nciht gehen. Foto: AP © AP

100 Millionen Euro oder mehr – auch in Zeiten des 94-Millionen-Deals um Cristiano Ronaldo ist das eine Fantasiezahl. Hoeneß aber hat damit (offenbar) immerhin erreicht, was er wollte: Ribéry bleibt (offenbar), gezwungenermaßen. Was nicht heißen muss, dass Real seine gerne in Richtung Ribéry formulierten Botschaften, bei den selbst ernannten Galaktischen in Spaniens Hauptstadt sei er besser aufgehoben als in Bayern, von nun an einstellt. Im Gegenteil.

Den Star bei Laune halten

Trainer Louis van Gaal hat nun die undankbare Aufgabe, seinen Star bei Laune zu halten, wofür er seine ganz eigenen Methode folgt: „Bei mir

macht ein Spieler, was ich will", Betonung auf „ich". Ribéry soll auf der Position des Spielmachers hinter den Spitzen auflaufen, obwohl er lieber als linker Mittelfeldspieler wirbeln würde – und obwohl gar nicht klar ist, ob der dribbelfreudige und wuselige Franzose auf einer Position, auf der vor allem Ruhe und viele Pässe gefordert sind, richtig platziert ist. Dass Ribéry die komplette Vorbereitung schon verletzt fehlt und der Zeitpunkt seiner Rückkehr völlig offen ist, macht die Sache nicht einfacher.

Der 4:1-Sieg über den AC Milan beim derzeit in der Münchner Arena ausgetragenen Audi Cup mag suggerieren, dass die Bayern auch prima ohne Ribéry auskommen. Doch Milan befindet sich erst seit kurzem in der Vorbereitung auf die in der Serie A erst am 22. August beginnende Saison, die – durchaus gute – Leistung der Münchner ist also relativ zu bewerten. Zumal die Partie an einer Stelle auch Sorgen verstärkte: Als Hans-Jörg Butt, mutmaßliche Nummer eins, beim Gegentor übel danebengriff, ist die Angst vor einem Torwartproblem beim FC Bayern größer geworden.

Leistungsträger dauernd verletzt

Der wichtigste Leistungsträger dauernd verletzt, wechselwillig und auf einer Position eingesetzt, wo er nur bedingt hin will/gehört, Skepsis bei der Torwartfrage und zu erwartende fortwährende Sticheleien aus Madrid: Könnte eine interessante Saison werden für den FC Bayern.