Rostow. 2:3-Niederlage in Rostow: Die Krise unter Trainer Carlo Ancelotti verschärft sich. Vorstands-Chef Rummenigge kritisiert den verletzt ausgeschiedenen Boateng.
Der FC Bayern München hat durch die 2:3 (1:1)-Bauchlandung in der Champions League beim bisherigen Tabellenletzten FK Rostow seinen bisherigen Tiefpunkt unter seinem neuen Trainer Carlo Ancelotti erlebt. „Als Trainer muss ich die Verantwortung übernehmen und die Mannschaft so schnell wie möglich wieder in die Spur bringen“, kommentierte er.
Erstmals in der Amtszeit des Italieners kassierten die Bayern drei Gegentore in einem Pflichtspiel. Sardar Azmoun (44.), Dimitri Polos (49.,Foulelfmeter) und Christian Noboa (67.) sorgten für den völlig unerwarteten Erfolg der Russen, die die schwierigen Bedingungen bei minus sechs Grad weitaus besser angenommen hatten.
Auch interessant
Unterkühlte Stimmung
Für die Münchener, die jetzt nicht mehr Gruppenerster werden können, trafen nur Douglas Costa (35.) und Juan Bernat (52.). Schon eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff waren die Bayern wieder aus der Arena verschwunden, noch am Abend ging der Flieger in Richtung Heimat. Die Stimmung war unterkühlt. „Als FC Bayern muss man auch hier gewinnen, egal wie die Temperaturen sind oder wie der Platz ist“, befand Kapitän Philipp Lahm. „Wir sind aktuell ein bisschen sorglos.“
Jerome Boateng beklagte: „Wir sind auseinandergebrochen. Die Tore sind zu einfach, da müssen wir als Mannschaft besser verteidigen.“ Boateng war nach 58 Minuten mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausgewechselt worden und soll heute genauer untersucht werden. Der Weltmeister, der in Rostow ganz schwach spielte, hatte in diesem Jahr nach zwei Muskelbündelrissen im Oberschenkel bereits längere Zeit aussetzen müssen. Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge kritisierte Boateng nach der Partie: „Jerome muss wieder ein bisschen mehr zur Ruhe kommen. Seit dem letzten Sommer ist mir das ein bisschen zu viel“, sagte er bei „Sky“ und fügte an, ohne konkreter zu werden: „Es wäre im Sinne von ihm und des ganzen Klubs, wenn er ein bisschen mal wieder back to earth runterkommt.“
Von Anfang an hatten die bereits fürs Achtelfinale qualifizierten Bayern Mühe bei Eiseskälte im betagten Olimp-2-Stadion. Gegen die emsig verteidigenden Russen, die auf eine Fünfer-Abwehrkette setzten, kamen Ancelottis Profis nur selten zu gefährlichen Abschlüssen. Den Bayern fehlte vorne die Präzision.
Costa: Erst Tor, dann böser Fehler
In der 32. Minuten klappte es dann doch: Nach einer unzureichenden Rostower Abwehraktion kam Costa in Schussposition und donnerte den Ball aus dem Rückraum ins Tor. Doch dem 1:0 folgte nicht die totale Spielkontrolle des FCB – stattdessen brachten die Gäste ihren Konkurrenten durch einen groben Schnitzer wieder zurück ins Spiel. Unmittelbar vor der Pause leitete Costa mit einem verheerenden Fehlpass in der eigenen Hälfte das 1:1 ein. Polos bediente Azmoun, der den schwerfälligen Boateng narrte und einnetzte.
Zwei Minuten später traf Polos nutzte aus elf Metern die Gelegenheit zum 2:1. Die Antwort der Bayern war das 2:2 durch Bernat (52.). Aber Rostow legte in der 66. Minute entscheidend nach, diesmal per direktem Freistoß. Sehenswert zirkelte Noboa den Ball über die Mauer zum 3:2-Siegtreffer ins Tor.