Essen. Der FC Bayern hat bei Borussia Dortmund verloren. Die Tabellenführung ist futsch. Hat Bayern-Trainer Ancelotti überhaupt einen Plan B? Ein Kommentar.
Schon die Körperhaltung verhieß nichts Gutes. Als Philipp Lahm zu seiner Auswechslung befragt wurde, verweigerte er achselzuckend seine Zuständigkeit: „Der Trainer macht die Ein- und Auswechslungen.“ So spricht kein Bayern-Kapitän, der mit der personellen Rochade zufrieden ist.
Ja, Lahm ärgerte das 0:1 von Dortmund. Es war die erste Saisonpleite. Die Tabellenführung war futsch. Oder war da noch mehr.
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Als der FC Bayern im Sommer den Liga-Rekord mit vier Meistertiteln in Folge aufstellte, waren die Ängste vor der Übermacht so ausgeprägt wie die Sorge um die Spannung im Titelkampf. Die fünfte Meisterschaft in Folge – wer wollte sie den Bayern nehmen, wenn auch noch Hummels vom BVB die Abwehr verstärkt?
Seit dem Wochenende sind diese Bayern gestürzt. Ganz oben jetzt: der Aufsteiger RB Leipzig mit Geld vom Getränkehersteller Red Bull. Dramatik an der Tabellenspitze, nur sechs Punkte Abstand zwischen Platz 1 und 6. „Das wolltet Ihr doch alle“, stöhnte Lahm hörbar genervt.
Gewiss wollten viele Fußballfans, dass der Rekordmeister Schwächen offenbart und ein wenig Hollywood beginnt. Mit der Auswechslung von Lahm und später Alonso hat Trainer Ancelotti sich selbst infrage gestellt: Hat er überhaupt einen Plan B, wenn ein Bollwerk wie der BVB das Tor heldenhaft verstellt? Kürzlich in der Champions League hat ihn auf ähnliche Weise schon Atletico Madrid entzaubert.
Bei Bayern war man schon ein bisschen verwöhnt
Bei Bayern München war man schon ein bisschen verwöhnt. Erst gewann Trainer Jupp Heynckes das Triple im Jahr 2013. Dann gewann Pep Guardiola äußerst souverän drei Meisterschaften in der Bundesliga. Seit 14 Monaten standen die Bayern immer auf Platz 1. Jetzt fiel der Klubs unter Carlo Ancelotti erstmals auf Platz 2 zurück. Eine Katastrophe? Bestimmt nicht. Im erfolgsverwöhnten München aber Anlass zum Zwischenzeugnis.
Niederlage in Dortmund sowie drei Unentschieden gegen Köln, Hoffenheim und Frankfurt: In der Bilanz fehlen neun der möglichen 33 Punkte. So denkt Bayern München. Und geht noch ein bisschen weiter.
Schwächen im Spielaufbau und Formkrise der Torjäger, dazu Zweifel an seiner taktischen Ausrichtung: Sollte Ancelotti Weltmeister Lahm als Verbündeten verlieren, wird die Luft in München verdammt dick. Mit Siegen diese Woche in der Champions League bei Rostow und am Samstagabend gegen Leverkusen ist es alleine nicht getan.
Als der sonst so redselige Torjäger Thomas Müller um eine Stellungnahme gebeten wurde, sagte er nur: „Ich sage nichts, ich habe genug geredet.“
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