Am Freitag soll DFB-Präsident Reinhard Grindel wiedergewählt werden. Seine Person ist nicht unumstrittenen. Er hat mit dem DFB noch viele Probleme zu lösen.

Die Krönungsfeierlichkeiten können beginnen. Wenn am Donnerstag in Erfurt der Bundestag des DFB eröffnet wird, ist die Kanzlerin dabei. Angela Merkel gibt ihrem CDU-Parteifreund Reinhard Grindel in schwierigen Zeiten Rückendeckung. Grindel braucht Merkels Unterstützung auch für die umstrittene Bewerbung die Europameisterschaft 2024, die er als „Leuchtturmprojekt des DFB“ bezeichnet.

Kein Gegenkandidat für Grindel

Den ehemaligen Journalisten und einstigen Bundestags-Abgeordneten hatten die Enthüllungen über dubiose Millionenzahlungen im Vorfeld der WM 2006 an die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gespült. Im April ist er Nachfolger des inzwischen vom Weltverband Fifa suspendierten Wolfgang Niersbach geworden. Am Freitag wird Grindel für weitere drei Jahre gewählt – ohne Gegenkandidaten.

Eine Personalie, die nicht unumstritten ist. Zuletzt hatten Grindel und DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius bundesweit Empörung ausgelöst, weil sie arrogant die Teilnahme an einer Anhörung des Bundestags-Sportausschusses zum WM-2006-Skandal abgesagt hatten.

Unabhängigkeit sieht anders aus

Das für Spitzensport zuständige Bundesinnenministerium erklärte, aus Sicht der Bundesregierung sei das Thema der WM-Vergabe noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen Steuervergehen auch gegen den von Grindel weiterhin protegierten ehemaligen Präsidenten Niersbach – dem DFB droht rückwirkend die Aberkennung der Gemeinnützigkeit und damit eine hohe zweistellige Millionenzahlung.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt ebenfalls zum Komplex der WM 2006, die amerikanische Bundespolizei FBI prüft Unterlagen. Grindel aber behauptet, es gebe in Sachen Sommermärchen beim DFB „keine offene Baustelle“ mehr. Er malt weiter am Bild des angeblich runderneuerten DFB. In Erfurt stellt er am Donnerstag einen Nachhaltigkeitsbericht vor. Am Freitag werden ein Ethikcode und die Gründung einer Ethikkommission verabschiedet. Das letzte Wort in Ethikfragen hat künftig aber das DFB-Sportgericht, eine Verbandsinstanz – Unabhängigkeit sieht anders aus.

Grindel leistet Vorarbeit

Rechtzeitig zu seiner ersten ordentlichen Wahl korrigierte Grindel seinen entlarvenden Fehler und bestätigte seine Teilnahme an einer Anhörung im Sportausschuss des Bundestages im Januar 2017, wie Sportausschuss-Chefin Dagmar Freitag (SPD) gegenüber dem Portal sportschau.de erklärte.

Pünktlich zum Wahltag hat Grindel den Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw bis 2020 verlängert. Im Juni wurde bereits der Ausrüstervertrag mit Adidas erneuert. Adidas, über den im Juli 2009 verstorbenen Chef Robert Louis-Dreyfus auch in den WM-Skandal verstrickt, zahlt 50 statt bisher 25 Millionen Euro.

In Erfurt werden auch die Amateurvertreter den neuen Grundlagenvertrag absegnen. Es ist kein Zufall, dass die 21 Landesverbände neben den fünf Millionen Euro aus dem Grundlagenvertrag künftig weitere drei Millionen erhalten.