Essen. Das DFB-Team bestreitet in der WM-Qualifikation bald nur noch Jux-Spiele. Eine Reform im Wettbewerb ist erforderlich. Ein Kommentar.
Bei Facebook tauchte kürzlich ein Witz auf, über den man eigentlich gar nicht lachen möchte. Der Witz geht so: Dienstagabend hat Deutschland neun Punkte und ist für die WM 2018 qualifiziert – dummerweise muss das DFB-Team noch sieben Qualifikationsspiele bestreiten. Gegen Aserbaidschan, gegen San Marino, gegen... Alles Spiele ohne sportlichen Wert. Ein bisschen Widerstand war noch von den Tschechen zu erwarten. Und die hat man Samstag 3:0 abgefertigt.
Für große Fußballnationen haben die Qualifikationsspiele immer den missionarischen Auftrag, erstens die Ästhetik des Spiels in alle Welt zu tragen und zweitens Geld in die Kassen der kleineren Verbände zu spülen. Ein Geschäft aus Solidarität. Mehr Durchschnittsfußball aber verträgt der Sport nicht.
Boateng und Hummels als Spielmacher
Bundestrainer Joachim Löw mag aus den Spielen gegen Tschechien und Nordirland seine Erkenntnisse ziehen, dass beide Innenverteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels die besten Spielmacher seit 1974 sind, Mario Götze zur alten Form wiederfindet, Thomas Müller besser für Deutschland trifft als für Bayern.
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Spätestens im Rückspiel gegen die Norweger und in den zwei Spielen gegen San Marino schaltet er zurück auf den Trainingsmodus. Die Klubs wollen nicht, dass sich ihre Spieler in Jux-Spielen verletzen. Die WM-Elf findet sich erst in der Vorbereitung oder spätestens in der Vorrunde.
Die Frage müsste folglich nicht sein, ob man eine Weltmeisterschaft mit noch mehr Mittelmaß aufbläht. Die Frage müsste sein: Sollten nicht einige Nationen besser eine Qualifikation zur Qualifikation spielen?
Champions League als Vorbild
Nichts anderes macht die Uefa ja mit der Champions League: Kleinere Fußballnationen haben weniger Startplätze sicher und müssen ihren Meister durch Ausscheidungsspiele bringen, um dabeizusein, wenn die CL-Hymne angestimmt wird. Ist das auf den ersten Blick ungerecht?
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Ganz bestimmt. Aber der Modus hat zwei Effekte: Der beste Fußball wird weltweit in der Champions League gespielt, der Wettbewerb strahlt eine ungeheure Magnetkraft auf die größten Stars aus. Die WM-Quali und irgendwann eine WM mit 48 Teilnehmern verwässern dagegen, was einst deren Spitzenfußball sein sollte: die Elite.
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