Istanbul. Lukas Podolski spielt nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft. Das gab er via Facebook bekannt. Der 31-Jährige bestritt 129 Länderspiele.
- Lukas Podolski spielt nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft
- Das gab er via Facebook bekannt
- Der 31-Jährige bestritt 129 Länderspiele
Also doch: Weltmeister Lukas Podolski hat nach 39 Tagen Bedenkzeit seine Karriere in der Fußball-Nationalmannschaft beendet. Nach zwölf Jahren, sieben Welt- und Europameisterschaften und insgesamt 129 Länderspielen erklärte der 31-Jährige am Montag seinen Rücktritt aus dem DFB-Team.
"Ich habe dem Bundestrainer gesagt, dass ich ab sofort nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen werde. Ich trete kürzer und widme mich mehr anderen Dingen. Am meisten natürlich meiner Familie", schrieb Podolski bei Facebook. Zweieinhalb Wochen nach dem Rücktritt von Kapitän Bastian Schweinsteiger zog somit auch dessen bester Kumpel einen Schlussstrich unter das Kapitel Nationalmannschaft."
Lukas war genauso wie Basti immer eine feste Größe für mich. Auf ihn war und ist Verlass, bei aller Lockerheit und Leichtigkeit, für die er steht, ist er ein Vorbild an Professionalität und Einstellung, dem Erfolg hat er immer alles untergeordnet, auch sich selbst", kommentierte Bundestrainer Joachim Löw die Entscheidung von Podolski und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sagte: "Mit Poldi verliert die Nationalmannschaft einen leidenschaftlichen Fußballer und riesigen Sympathieträger, der uns und den Fans im Nationaltrikot fehlen wird."
Vier enttäuschende Jahre in der Nationalmannschaft
Der Spaß-Fußballer und Publikumsliebling Podolski zog letztendlich auch die Konsequenzen aus zuletzt vier enttäuschenden Jahren in der Nationalmannschaft, der er in Jahren zuvor ein Gesicht gegeben hatte. Dabei hatte Podolski noch nach dem Halbfinal-Aus bei der EM gegen Frankreich (0:2) versichert, "auf jeden Fall" weitermachen zu wollen. Nun kam das Umdenken.
Podolski erspart sich somit wohl einen Zwangs-Abschied. Zwar schätzt Bundestrainer Joachim Löw ihn sehr. Doch seit 2012 ist Podolski im DFB-Team allenfalls Ergänzungsspieler, gerade auf seiner Position drängen zahlreiche Jungstars nach, bei seiner Nominierung für die EURO in Frankreich wurde er als Gute-Laune-Onkel und Maskottchen bezeichnet.
Letztes verbat sich Podolski, er bezeichnete es als "respektlos". Dass er mehr sein konnte, bewies er bei der EM aber nicht. Er wurde von den Fans gefordert und gefeiert und nahm Löw mit einem humorvollen Spruch ("80 Prozent von euch und ich auch kraulen sich auch mal an den Eiern") gegen Spott nach der "Hosen-Affäre" in Schutz. Nur gespielt hat er kaum. Weitere Nominierungen Podolskis wären bei allen Verdiensten nur noch schwer zu rechtfertigen gewesen. Seit er bei der EM 2012 nach der Vorrunde aus dem Team gerutscht ist, kam Podolski zwar noch in 30 Länderspielen zum Einsatz. Aber nur zweimal über 90 Minuten: Einmal beim 3:4 gegen den Gastgeber auf der US-Reise 2013, als die Spieler von Bayern München und Borussia Dortmund fehlten. Und einmal 2014 beim 4:0 gegen Fußball-Zwerg Gibraltar. Und er erzielte nur noch vier Tore: Zwei gegen Ecuador, eines gegen Armenien, eines gegen Australien.
Podolski wird als Gesicht in Erinnerung bleiben
Wenn es galt, waren andere gefragt: Bei der WM 2014 kam er in zwei Spielen 53 Minuten zum Einsatz, bei der EURO in diesem Sommer gar nur in einem Spiel für 18 Minuten - und da war beim Stand von 3:0 gegen die Slowakei im Achtelfinale schon alles entschieden. Doch Podolski wird als Gesicht der Nationalmannschaft in Erinnerung bleiben. Seit der EM 2004 war er bei allen sieben Turnieren dabei. Er belegt mit 129 Länderspielen Rang drei der ewigen Länderspielliste hinter Lothar Matthäus (150) und Miroslav Klose (137) und mit 48 Toren Rang vier hinter Klose (71), Gerd Müller (62) und dem ehemaligen DDR-Torjäger Joachim Streich (55).Unabhängig von allen Vereinswechseln hat der gebürtige Pole sich im Kreise der Nationalmannschaft stets wohl gefühlt. Wie in einer Familie, auch deshalb stand er für sie wie kaum ein anderer. Deshalb fiel ihm der Abschied so schwer. Doch die Zeit war einfach gekommen.
"Für mich ist dieser Abschied sehr emotional. Ich bin stolz darauf, was ich mit dem DFB erleben durfte. Nichts kann mir ersetzen, was mir die Zeit mit dem DFB-Team an Freude, Leidenschaft und Zusammenhalt gegeben hat", bekannte er, "vom zweijährigen polnischen Jungen, der quasi nur mit einem Ball unter dem Arm nach Deutschland kam, zum Weltmeister - das ist mehr, als ich mir erträumen konnte." Am Montag, 15. August 2016, zog er selbst den Schlussstrich. (sid)