Essen. Er ist zurück: Wer so kraftvoll auftritt wie Uli Hoeneß bei der Ehrung für Jupp Heynckes, der will nicht leise in den Ruhestand treten. Ein Kommentar.
Die Bundesliga-Rivalen in Dortmund, Schalke und Wolfsburg werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen: Uli Hoeneß wird beim Dauer-Meister Bayern München krachend zurückkehren. Die angekündigte Denkpause bis zum Sommer ist den Umständen und der Familie geschuldet. Wer so kraftvoll und gleichzeitig sensibel auftritt, wie es Hoeneß bei der Ehrung von Jupp Heynckes in Mönchengladbach getan hat, spitz in der Formulierung und versöhnlich im Habitus, der will alles, nur das eine nicht: leise in den Ruhestand treten oder ausschließlich die Jugendabteilung erneuern. Hoeneß is back.
Der Europacup muss her - Bundesliga reicht nicht mehr
Bayern München kann dieser Hoeneß nur guttun. Sportchef Matthias Sammer schlingert herum, wenn konkrete Antworten gefragt sind. Weltmeister Mario Götze wird mit einem Possenspiel um seine Leistungskurve vertrieben, der Trainer aufgrund von Verletzungspech seiner Leistungsträger unnötig geschwächt. Ergebnis dieser mangelhaften Führungskraft: Orientierungslosigkeit statt Mia San Mia. Bisher konnte Bayern München mit diesem Manko leben. Wer viermal in Folge Deutscher Meister wird, einen Klub wie Werder Bremen mit 5:0 abfertigt und die Konkurrenz meilenweit auf Distanz hält, hat alle Argumente auf seiner Seite. Indes: So eine Denkweise ist immer kurzfristig.
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Die Abrechnung passiert, wenn Bayern München zum Beispiel diese Woche aus der Champions League ausscheidet. Das 2:2 aus dem Hinspiel garantiert das Weiterkommen am Mittwoch gegen Juventus Turin nicht. Schlimmer noch: Nicht einmal das Erreichen des Viertel- und Halbfinales wird dem Anspruch genügen, den die eigenen Fans aus dem Rekord-Budget für die Fußballmillionäre Robben, Ribéry und Co. herleiten. Der Europacup muss her, keine Frage. Bundesliga reicht nicht mehr.
Oder wo ist die Stimme des FC Bayern, die alles einordnet, relativiert, hochpuscht, zur Spitze treibt? Die Stimme war immer Hoeneß. Nicht Sammer. Nicht Rummenigge. Nicht Guardiola.
Hoeneß hat für seine Steuerhinterziehung gebüßt, 637 Tage in Haft verbracht und die zweistellige Millionensumme zurückgezahlt. Und so sehr manche Details die Anhängerschaft der Rivalen ärgern, zum Beispiel die Halbierung der Haftstrafe, so einig sind sich doch alle: Hoeneß hat der Liga gefehlt. Oder wie er gesagt hat: Das war’s noch nicht.
Pit Gottschalk auf Twitter @pitgottschalk