Essen. Franz Beckenbauer gerät in der WM-Affäre immer stärker in den Fokus. Für die neue DFB-Führung wird der Umgang mit ihrer Zwielichtgestalt zum Testfall für ihre Glaubwürdigkeit. Ein Kommentar.

Als die neue DFB-Führung ihre Entschlossenheit demonstrierte, für einen sauberen Neuanfang einzustehen, war immer wieder von Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Kontrolle und Transparenz die Rede. Kein Wunder. Hatte es doch genau daran im Zusammenhang mit der Affäre um die WM 2006 gemangelt.

Ob vor der WM-Vergabe Stimmen gekauft worden waren, hat die Wirtschaftskanzlei nicht beweisen können. Konnte sie vermutlich auch gar nicht, weil es laut Untersuchungsbericht dem DFB und dem Organisationskomitee jederzeit möglich gewesen war, „Dateien zu entfernen“.

Prüfer erhellen Beckenbauers dubiose Rolle

Immerhin gelang es den Prüfern, die dubiose Rolle des damaligen WM-Organisations-Chefs zu erhellen. Die Spur der ominösen, vom verstorbenen Adidas-Chef vorgestreckten 6,7 Millionen Euro führt zu Franz Beckenbauer, von dessen Konto das Geld dann über Umwege nach Katar floss. Um zu verstehen, was das bedeutet, muss man wissen, dass die begünstigte Finanzgruppe des skandalumwitterten Emirs Mohammed bin Hammam von der Ethikkommission der Fifa als Schmiergeldfirma identifiziert worden ist.

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Auf Beckenbauer fällt jetzt sein von herzzerreißender Naivität geprägtes Interview zurück, in dem er im Dezember 2010 dem österreichischen Fernsehen sagte: „Der Emir von Katar ist ja ein guter Freund von uns, der uns ja auch bei der Bewerbung 2006 geholfen hat, das darf man nicht übersehen.“

Der Kaiser kann beruhigt werden: Wer würde das nach den neuesten Erkenntnissen der Freshfields-Anwälte noch übersehen? Doch wohl nicht der DFB? Zwar kann der Verband seinen über Jahre gefeierten „WM-Beschaffer“ zu nichts zwingen. Aber spätestens jetzt muss der DFB Druck auf Beckenbauer ausüben beziehungsweise so auf Distanz zu ihm gehen wie er es – aus guten Gründen – beim Ex-Präsidenten Wolfgang Niersbach tut. Der Umgang mit seiner Zwielichtgestalt wird zum Testfall für die Glaubwürdigkeit der neuen DFB-Spitze.