Liverpool. Das Duell Liverpool gegen Manchester United elektrisiert die Premier League. Wenn das Duell am Sonntag steigt, ist Jürgen Klopp exakt 100 Tage im Amt.

Jürgen Klopp gegen Louis van Gaal, Emre Can gegen Bastian Schweinsteiger, Liverpool gegen Manchester United - das Duell der beiden Erzrivalen am Sonntag (17. Januar, 15.05 Uhr) elektrisiert nicht nur Fußball-England. "Es wird ein fantastisches Spiel", sagte United-Trainer Louis van Gaal und erwartet vor allem wegen Liverpool-Coach Klopp ein Feuerwerk. "Jürgen Klopp ist ein Trainer, der immer mit viel Druck attackieren möchte."

Klopp steht vor seiner Derby-Premiere. 60 Kilometer liegen zwischen Liverpool und Manchester. Wenn der ehemalige englische Rekordmeister auf den aktuellen Rekordchampion trifft, ist die Rivalität größer als bei jeder anderen Begegnung auf der Insel. "Es ist ein besonderes Spiel für mich", erläuterte Klopp. "Ich liebe Derbys, sie sind das Salz in der Suppe."

Im Duell Klopp vs. van Gaal steht es remis

Während es früher um die Meisterschaft ging, kämpfen beide Clubs in dieser Saison um den Anschluss an die Champions-League-Ränge. Drei Punkte beträgt der Vorsprung der Red Devils als Sechster auf die Reds aus Liverpool (9.). "Besonders für die Tabelle ist der Sonntag wichtig. Beide Teams sind nah beieinander und brauchen unbedingt die Punkte", erklärte Klopp.

Die Konkurrenten von damals treffen am Sonntag wieder aufeinander. Louis van Gaal (l.) und Jürgen Klopp.
Die Konkurrenten von damals treffen am Sonntag wieder aufeinander. Louis van Gaal (l.) und Jürgen Klopp. © dpa

Es könnte also wieder ein offenes Spiel werden. Wenn Mannschaften von Klopp gegen Teams von van Gaal aufeinandertrafen, gab es immer schon Tore satt. Die beiden Fußball-Lehrer standen sich viermal in der Bundesliga gegenüber, jeder gewann zwei Matches. Van Gaals Münchner Bayern fügten Klopp 2009 die höchste Heimniederlage als Dortmund-Coach zu (1:5). Die Revanche gab es anderthalb Jahre später, als Klopp und Dortmund den Grundstein zur Meisterschaft mit einem 3:1 beim Club des Niederländers legten.

Einsatz von Schweinsteiger noch fraglich

"Er ist einer der erfolgreichsten Trainer der Welt. Er hat viele Titel gewonnen und hat dazu eine spezielle Idee vom Fußball", lobte Klopp seinen Kollegen. Doch nach Meinung des gebürtigen Stuttgarters gibt es Unterschiede. "Wir haben verschiedene Charaktere, verschiedene Spielideen. Er ist erfahrener als ich. Ich bin dagegen mehr der Lebendige an der Außenlinie. Dennoch wollen wir beide den Erfolg", sagte Klopp.

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Lob hatte Klopp im Vorfeld der Partie auch für United-Legende und van Gaals Vor-Vorgänger Sir Alex Ferguson parat. Er huldigte ihn im Rahmen der Pressekonferenz. "Vielleicht ist er der Beste überhaupt. Der John Lennon des Fußballs", so Klopp.

Ob es im Mittelfeld zum Duell zwischen den deutschen Nationalspielern Can und Schweinsteiger kommt, ist noch offen. Der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler von Manchester United fiel zuletzt wegen einer Verletzung am Knie aus.

Firmino nach Doppelpack gegen Arsenal im Fokus

Im Fokus steht auch ein weiterer ehemaliger Bundesliga-Profi. Der Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino ist mittlerweile zu einem Liverpooler Hoffnungsträger gereift. Der Brasilianer erzielte am vergangenen Mittwoch gegen Spitzenreiter Arsenal zwei Treffer und bekam von Klopp dafür ein Extra-Lob.

Vor allem in den Spielen gegen Top-Mannschaften blüht der Kreativspieler auf. "Ich hoffe, ich kann demnächst immer so spielen, nicht nur gegen große Teams", sagte der Nationalspieler. "Aber Manchester United ist groß und ich weiß, wie wichtig dieses Derby hier ist."

100 Tage zwischen Euphorie und Rückschlägen 

Euphorie, Verletztenmisere, Trainer-Streit, ab und an sportliche Ausrufezeichen - am Sonntag ist Jürgen Klopp mit dem Spiel gegen Manchester United 100 Tage Trainer des FC Liverpool. Den Fans hat er ein paar echte Höhepunkte beschert. Schlaglichter seit Amtsantritt des 48-Jährigen:

Hamstring: Reihenweise fielen die Liverpool-Profis unter der Regie von Klopp mit einer Oberschenkelverletzung (englisch: hamstring) aus. Sehr zum Ärger des deutschen Trainers. "Hamstring is the shit word of the year for me", schimpfte er. "Ich kannte das Wort gar nicht, bevor ich nach England gekommen bin, aber "Hamstring" ist für mich das schlimmste Wort des Jahres. Es heißt immer nur Hamstring, Hamstring, Hamstring."

Trainer-Streit: Einige Experten auf der Insel machen Klopp für die vielen Verletzungen verantwortlich. Der Vorwurf: Es liegt am Trainings- und Spielstil des früheren Dortmunder Coaches. "Weil er diese Extra-Energie, diese zehn Extra-Meter gefordert hat, sind die Jungs nach so vielen Spielen in so kurzer Zeit jetzt müde und erleiden diese Muskelverletzungen", kritisiert beispielsweise Sunderlands Trainer Sam Allardyce den deutschen Kollegen. Mit Tony Pulis, Trainer von West Bromwich Albion, ist er während des Spiels aneinander geraten: Der hat nach dem Abpfiff den Handschlag verweigert.

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Emotionen: So viele Emotionen hat es an den Seitenlinien in der Premier League noch selten gegeben. Wild gestikulierend feuert er seine Mannschaft stets an. Auch die vierten Schiedsrichter kennen Klopp inzwischen gut. Doch er übertreibt gelegentlich ein bisschen. So hat Arsenal-Trainer-Oldie Arsène Wenger seinen Kollegen erst am Mittwoch möglicherweise vor einem Verweis auf die Tribüne bewahrt. "Ich habe ihm gesagt, er solle sich beruhigen", erklärte der Franzose.

The Normal One: In Anspielung an die gewohnt offensiven Aussagen des Portugiesen José Mourinho, der sich bei seinem Amtsantritt als Chelsea-Coach als "The Special One" bezeichnete, macht es Klopp eine Nummer kleiner. Mit "Maybe I'm the Normal One" stellt sich der Ex-Profi bei seiner Präsentation vor. Die Merchandising-Abteilung des Clubs reagiert umgehend und bringt T-Shirts mit Klopps Gesicht und dem Spruch "The Normal One" heraus.

Euphorie: Spätestens seit dem 4:1-Auswärtssieg bei Manchester City Ende November liegen die Liverpool-Anhänger ihrem neuen Idol zu Füßen. "Der Klopp-Effekt scheint in Liverpool schon viel früher zu greifen, als viele Leuten angenommen hätten", schreibt das britische Boulevard-Blatt "Mirror". "King Klopp" ist geboren. Doch nach insgesamt 13 Partien ist beim Tabellenneunten Ernüchterung eingekehrt. Fünf Siege, vier Unentschieden und vier Niederlagen bedeuten Mittelmaß. Vorgänger Brendan Rodgers wurde entlassen, als die Reds auf Rang zehn standen.

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Lob: Die Liverpool-Profis geraten jedes Mal von neuem ins Schwärmen, wenn sie zur Arbeit ihres Trainer gefragt werden. "Klopp hat uns diese Zweifel genommen und uns aufgezeigt, wie wir guten, erfolgreichen Fußball spielen können", schwärmt Nationalspieler Emre Can von seinem neuen Coach. Auch Torhüter Simon Mignolet äußert sich sehr positiv über Klopp: "Er gibt uns eine Menge Selbstvertrauen."

Belastung: Die Premier League ist bekannt für viele Spiele. Keine Winterpause, zwei Pokalwettbewerbe und dann noch die europäischen Wettbewerbe. "Der größte Unterschied zu Deutschland ist die Vielzahl an Spielen. Hier zählt nur Fußball, Fußball, Fußball", erklärt er.

Nach der Fast-Blamage beim 2:2 in der dritten Runde des FA-Cups beim Viertligisten Exeter stöhnte Klopp über das anstehende Wiederholungsspiel: "Ich kann nicht glauben, dass wir noch ein Spiel mehr haben." Auf der Insel möchte das niemand hören. "Das ist doch für die Clubs heute kein Problem mehr. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen", hielt Arsenal-Coach Wenger dagegen. (dpa)