Liverpool. Diese Kritik kennt Liverpool-Trainer Klopp schon aus Dortmund: Seine intensive Arbeit verursache viele Verletzungen. Der frühere BVB-Coach wehrt sich.
Jürgen Klopp steht trotz des nahen Einzugs ins englische Ligapokal-Finale im Zentrum einer Debatte um sein Personal und seine aggressive Taktik. Nach der Verletzung von zwei weiteren Leistungsträgern des FC Liverpool beim 1:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel bei Stoke City kam bei Coach Klopp nur wenig Freude auf. "Es liegt ein extrem großer Schatten über dem Spiel, den wir nicht ignorieren können", sagte der Fußballlehrer.
Weil nun auch Philippe Coutinho und Dejan Lovren pausieren müssen und damit die Liste der Ausfälle auf elf anwuchs, machte sich der Trainer entgegen seiner bisherigen Haltung für Verstärkungen im Winter stark. "In einer Situation ohne Innenverteidiger sollten wir darüber nachdenken", sagte Klopp. Neben Lovren werden Martin Skrtel, Mamadou Sakho und wohl auch Kolo Toure bei Klopps FA-Cup-Debüt am Freitag in Exeter nicht einsatzbereit sein.
BVB-Verteidiger Subotic als Neuzugang gehandelt
"Wir haben drei verletzte Innenverteidiger, möglicherweise auch einen vierten. Das ist nicht so lustig", erklärte der 48-Jährige. In den englischen Medien wird immer wieder der Dortmunder Neven Subotic als Neuzugang gehandelt. Klopp trainierte den Serben bereits in Mainz und zuletzt beim BVB.
Auch interessant
Die Engländer nahmen am Mittwoch erst mal Mittelfeldprofi Marko Grujic von Roter Stern Belgrad unter Vertrag, liehen den 19-Jährigen aber zunächst sofort wieder an den serbischen Hauptstadtverein aus. Der Leihvertrag endet am Saisonende, danach soll Grujic für Liverpool spielen. Der Transfer des serbischen U21-Nationalspielers war das erste Wechselgeschäft von Klopp als Coach des Premier-League-Clubs überhaupt, wie Liverpool bestätigte.
Kritik an den Trainingsmethoden
Derweil übte ein Ex-Liverpool-Coach Kritik an den Trainingsmethoden. "Fünf Oberschenkelverletzungen auf einmal können kein Zufall sein", monierte Graeme Souness, der die Reds zwischen 1991 und 1994 coachte. "Ein neuer Trainer kam und sprach sofort vom Gegenpressing über das gesamte Spielfeld. Es ist schwer so über 90 Minuten zu arbeiten. Ich denke, sie müssen gucken, wie sie jetzt trainieren wollen."
Denn sonst wird es nach Meinung des ehemaligen schottischen Nationalspielers ungemütlich für die Klopp-Mannschaft. "Der Club muss das irgendwie hinbekommen, sonst kann es dir eine ganze Saison ruinieren", erklärte Souness.
Klopp wehrt sich
Klopp kann den Vorwurf nicht verstehen. "Wir trainieren nicht. Wir regenerieren nur", sagte der frühere Mainzer Profi und ergänzte: "Wenn Sie mich auch für die Oberschenkelverletzungen verantwortlich machen wollen, ist das okay." Auch Liverpools Nationalspieler Adam Lallana widerspricht Souness. "Wir haben so viele Spiele zuletzt gemacht, da haben wir in den Einheiten mehr regeneriert als intensiv trainiert", sagte er dem "Liverpool Echo".
Sportlich gesehen läuft es wieder für Klopp. Das 1:0 in Stoke durch den Treffer von Jordon Ibe (37. Minute) öffnete das Tor zum Ligapokalfinale weit auf. Nach der 0:2-Pleite in der Liga bei West Ham United habe sein Team "eine großartige Reaktion gezeigt. Ich bin stolz auf die Leistung", schwärmte der Liverpool-Coach. "Das passiert also, wenn sie ihn ärgerlich machen: Drei Tage mit dem Team arbeiten und schon ist Jürgen Klopp 90 Minuten von Wembley entfernt", schrieb die Zeitung "Daily Mail" (Mittwoch). (dpa)