Frankfurt. . Die DFL ruft die Bundesliga-Klubs in der Debatte um TV-Rechte zur Mäßigung auf – klare Worte, aber kein Ergebnis. FC St. Pauli zieht Antrag zurück.
Nach einer fast dreistündigen Sitzung entschwand einer nach dem anderen schweigend oder kopfschüttelnd durch die Glastür. Erst Hans-Joachim Watzke, der Vorstandschef von Borussia Dortmund, dann Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, später Martin Bader, Geschäftsführer von Hannover 96, und Jörg Schmadtke, Sportchef beim 1. FC Köln: Niemand war bereit, nach der Mitgliederversammlung des deutschen Profifußballs eine Stellungnahme abzugeben.
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Weil ihnen im Frankfurter Mariott-Hotel von Seiten der Spitze der Deutschen Fußball-Liga – von dem Geschäftsführenden Vorsitzenden Christian Seifert und Liga-Präsident Reinhard Rauball – deutlich ins Gewissen geredet worden war. „Es ist unerlässlich, dass bei diesem Thema Ruhe einkehrt. Ich empfehle allen Beteiligten, sich diszipliniert zu äußern“, sagte Rauball hinterher mit scharfer Stimme.
Auch Bayerns Rummenigge kassiert Kontra
Bereits am Mittwochmorgen hatte ihn ein Anruf von Andreas Rettig und Oke Göttlich erreicht: Geschäftsführer und Präsident des FC. St. Pauli drängten auf ein persönliches Gespräch, um ihre Beweggründe zu erläutern, ihren brisanten Antrag zurückzuziehen. Der Zweitligist wollte jene Vereine bei den TV-Erlösen begrenzen, die wie Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim oder bald auch Hannover 96 gegen die 50+1-Regel verstoßen. Die vom ehemaligen DFL-Geschäftsführer Rettig eingereichte Vorlage kam damit gar nicht zur Abstimmung, was Liga-Vertreter wie Thomas Röttgermann vom VfL Wolfsburg „als einzige vernünftige Lösung“ bezeichneten. „Wir haben leider festgestellt, dass die Solidarität zwischen erster und zweiter Liga auf dem Spiel steht“, erklärte Rettig kleinlaut. „Um Ruhe hereinzubringen, haben wir uns entschieden, den Antrag zurückzuziehen.“
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Auch der zweite Rebell, der nicht anwesende FC-Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, der Teile der Einzelvermarktung infrage gestellt hatte, kassierte ein spitzfindiges Kontra durch Seifert. „Wir sind das Land mit den fanfreundlichsten Ticketpreisen, haben das investorenunfreundlichste Umfeld und den Pay-TV-Markt mit dem größten Wachstumspotenzial – dennoch sind wir die zweitgrößte Liga in Europa.“ Sollte heißen: So schlecht kann die Zentralvermarktung nicht sein. Seifert: „Ich habe den Klubs meine Einschätzung mitgeteilt, dass die Liga bitte wieder ein Bild abgibt, das ihre Partner von ihr erwarten.“ Sicherheit und Verlässlichkeit müssten in den Verhandlungen gewährleistet sein. „Das Wort Einzelvermarktung ist schnell ausgesprochen. Aber alle großen Ligen werden weltweit zentral vermarktet. Italien und Spanien führen es auf staatlichen Druck jetzt ein.“ Dort habe die Einzelvermarktung irre Schieflagen im Ligabetrieb verursacht.
Maßregelung für DFB-Kandidat Grindel
Damit war klar herauszuhören, dass sich die Liga-Führung aus dem Frankfurter Westend wieder zum Meinungsmacher aufschwingen möchte. Der Streit aber schwelt weiter. Frühestens im April nächsten Jahres kann die DFL die neuen Fernsehverträge vorlegen, deren Vorschläge zur Ausgestaltung derzeit noch vom Kartellamt geprüft werden. Erst danach werde der Liga-Vorstand über den Verteilungsschlüssel beraten. Seifert hält es für legitim, dann auch andere Verteilungskriterien zu besprechen: „Es ist nicht verboten, darüber nachzudenken.“ Rauball wiederum widersprach, dass der Liga-Vorstand beschlossen habe, die Erlöse für die zweite Liga künftig zu deckeln: „Das stimmt nicht.“
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Eine Maßregelung erfuhr auch DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel, der die Zusammenkunft in Frankfurt nutzte, um sich allen Liga-Vertretern vorzustellen. „Die Einheit des deutschen Fußballs ist ein hohes Gut und ein Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Ausland. Das ist für kein Geld zu kaufen“, sagte der Bundestagsabgeordnete, den die Landesverbände gerne als neuen DFB-Präsidenten sähen. Aber da blieb der interimsmäßig in die Verantwortung gehievte Rauball vorsichtig: „Wir wollen Veränderungen im Reglement und professionelle Strukturen. Wir wollen den DFB für 2020 aufstellen und nicht wie 2005.“ Man habe zwar nichts gegen die Person Grindel, „aber uns liegt an einem Kandidaten, der tief in die Gesellschaft hineinwirken kann.“ Hörte sich nicht so an, als hielten die Profis den Kandidaten der Amateure dafür am besten geeignet.