Frankfurt am Main. . Die Verteilung der Fernsehgelder hat die Bundesligisten in verschiedene Lager gespalten. Vor der DFL-Versammlung am Mittwoch droht eine Zerreißprobe.
Im Raum „Matrix“ im Frankfurter Mariott-Hotel ist für Mittwochnachmittag jene Pressekonferenz angesetzt, bei der die Deutsche Fußball-Liga (DFL) über die Ergebnisse ihrer nächsten Mitgliederversammlung berichten wird. Der Name passt zur Thematik. Es hat ja durchaus mit höherer Mathematik zu tun, wie künftig die Fernsehgelder unter den 36 Profiklubs verteilt werden. Nicht nur Karl-Heinz Rummenigge erhofft sich ab der Saison 2017/2018 jährliche Gesamterlöse jenseits der Milliardengrenze.
Der FC Bayern sei bereit, sich der zentralen Vermarktung unterzuordnen. „Aber es gibt Grenzen, die hier nicht überschritten werden sollten“, stellte der Vorstandschef im „Kicker“ heraus. Ein Warnschuss, der sich in erster Linie an den aufmüpfigen Geschäftsführer Andreas Rettig (FC St. Pauli) und die zweite Liga richtet. Das Fachmagazin spricht von „Schicksalstagen einer Liga“.
Ligavorstand ist sich offenbar nicht einig
Selbst der Ligavorstand ist offenbar mittlerweile ziemlich zerrissen. Dem Gremium gehören neben dem DFL-Geschäftsführer Christian Seifert und Ligapräsident Reinhard Rauball noch Karl Hopfner (FC Bayern), Peter Peters (FC Schalke 04), Harald Strutz (FSV Mainz), Klaus Filbry (Werder Bremen), Helmut Hack (Greuther Fürth) und Stefan Kuntz (1. FC Kaiserslautern) an. Grob genommen haben sich vier Fraktionen gebildet – die Bayern, die Traditionsvereine, die Werksklubs (und Hoffenheim) sowie die zweite Liga.
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Obwohl eigentlich der Ligavorstand den Verteilungsschlüssel erst nach Abschluss eines neuen Fernsehvertrags vorschlägt, hat der Verteilungskampf in der Öffentlichkeit, aber auch hinter den Kulissen begonnen. Was angesichts der Wortmeldungen von Rummenigge und Rettig ein bisschen untergeht: Längst haben sich jene Klubs, die hinter dem FC Bayern den größten Umsatz an Reichweite bringen, untereinander vernetzt.
Watzke legt neuen Schwerpunkt
Hans-Joachim Watzke, Vorstandschef von Borussia Dortmund, schlug zuerst vor, die Fernsehgelder auch nach Faktoren wie Fanaufkommen oder Beliebtheit zu bewerten. Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin regte bereits ebenso konkret an, „Auslastung des Stadion, Zahl der mitgebrachten Fans zu Auswärtsspielen, Zuschauerzahlen im TV, Mitgliederzahlen oder Sympathiewerte“ als neue Faktoren zu gewichten. Mittlerweile sind sich viele Traditionsvereine einig, „dass man sich auf ein Modell verständigt, das auf Reichweite abhebt“, wie Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann erklärt. Dazu hat es bereits diverse Arbeitssitzungen gegeben. Dem Vernehmen nach hat sich eine Allianz von mehr als zehn Vereinen gebildet, deren Interessen vor allem Peters und Filbry innerhalb des Ligavorstands vertreten sollen.
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In dieser Saison summieren sich die Medienerlöse auf 850 Millionen. Die 486 Millionen Euro, die davon Sky als wichtigster Finanzier aufbringt, seien „kein Kultursponsoring“, wie es Seifert mal überspitzt formulierte, sondern eine Investitionen, die sich auszahlen muss. Deshalb hat der Bezahlsender ein handfestes Interesse daran, dass möglichst viele Abonnements verkauft werden oder möglichst viele Spiele einzeln gebucht werden. Und da bringen Klubs wie Dortmund oder Schalke dem Pay-TV-Sender eben mehr als Hoffenheim und Wolfsburg.
„Der Begriff der Leistung bei der Verteilung der Fernsehgelder muss deshalb um die ökonomische Bedeutung für die Vertragspartner der Liga ergänzt werden“, erklärt Axel Hellmann. Er fordert ein „konsensfähiges Modell, sonst wird es zu einer Zerreißprobe kommen.“ Schließlich gehe es auch darum, dass der Mittelstand wie Frankfurt international konkurrenzfähig bleibe, „wenn wir mal wieder in die Europa League kommen.“
In Italien zählt das Fanvolumen
Der Blick ins Ausland könne ein Denkanstoß sein, wo ein Viertel des Fernsehvertrags nicht nach sportlichem Erfolg ausgeschüttet wird. In England hängt dieser Anteil von der Zahl der Live-Übertragungen ab, in Spanien wird Prominenz berücksichtigt, in Italien das Fanvolumen. Immerhin ist sich der deutsche Profifußball im Prinzip einig, dass die Zentralvermarktung nicht fallen darf. „Sie garantiert kleineren Klubs höhere Einnahmen, die bei einer Einzelvermarktung nicht zu erzielen wären“, sagt Christian Heidel (FSV Mainz). Für Stefan Reuter (FC Augsburg) gilt: „Wenn die Großen rausgehen, wäre das eine Katastrophe.“