Essen. . Ab der Saison 2017/18 plant die Fußball-Bundesliga auch montags zu spielen, um mehr TV-Geld zu bekommen. Fans und Polizei reagieren skeptisch.
6,9 Milliarden Euro - das ist seit Februar die magische Zahl für die Verantwortlichen der Fußball-Bundesliga. So viel überweisen die Pay-TV-Sender Sky und BT Sport der englischen Premier League für die kommenden drei Spielzeiten. In Deutschland sind’s nur 626 Millionen Euro pro Jahr - doch der aktuelle TV-Vertrag läuft Ende kommender Saison aus, und die Planspiele, wie man die Erlöse erhöhen könnte, sind in vollem Gang.
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Einen Einblick hat am Montagabend Peter Peters geliefert, Finanzvorstand von Schalke 04 und Vizepräsident des Ligaverbandes: An fünf Montagabenden könnten künftig Bundesligaspiele ausgetragen werden, sagte er bei einer Diskussionsrunde in Gelsenkirchen, auch eine dritte Sonntags-Anstoßzeit vor 15.30 Uhr sei denkbar. Mehr Spieltermine gleich mehr Exklusivität fürs Bezahlfernsehen gleich höhere Einnahmen - diese nicht mehr ganz neue Gleichung steckt dahinter.
VfL-Sportvorstand Hochstätter sieht Plänen gelassen entgegen
Dass man den Zweitligisten damit die für sie größte Bühne nimmt und sie auf den Sonntag verdrängt, lässt diese kalt: „Für mich ist der Montag kein prickelndes Ding“, sagt Christian Hochstätter. Ansonsten wartet der Sportvorstand des VfL Bochum erst einmal ab: "Ich würde mir gerne die Konzeption anhören, dann kann man sich auch dazu äußern."
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So lange möchten die Fans nicht warten. "Grundsätzlich wehren wir uns mit allen Mitteln dagegen, dass der Spieltag weiter aufgesplittet wird", sagt Jakob Scholz, Sprecher der Fanabteilung von Borussia Dortmund. Denn wenn die Anhänger nach England blicken, sehen sie nicht die hohen TV-Einnahmen, sondern Spieltage, an denen sich schon mal zehn Partien auf acht verschiedene Anstoßzeiten verteilen können. "Die Attraktivität der Bundesliga kommt doch auch durch die vielen Fans im Stadion und die stimmungsvolle Atmosphäre", sagt Scholz. "Das würde bei Montagsspielen leiden."
Bei der Polizei herrscht Skepsis vor
Auch bei der Polizei entfacht Peters’ Vorschlag keine Jubelstürme: Grundsätzlich habe man zwar nur eine beratende Funktion, sagt Torsten Sziesze von der Polizei Gelsenkirchen. Aber: "Natürlich ist es für uns einfacher, die Lage zu bearbeiten, wenn es hell ist."
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Ähnlich sieht man die Dinge bei der Polizei Dortmund: "Unter Sicherheitsaspekten ist der Wochentag grundsätzlich nicht entscheidend", erklärt Cornelia Weigandt. Sie verweist aber darauf, dass die Anreise an Wochentagen oft problematischer sei. Und: "Abendspiele sind immer bedenklich, sie bergen ganz andere Risiken - insbesondere das Derby."
"Die DFL testet aus, wie weit sie gehen kann"
Im Amateurfußball ist man vor allem wegen möglicher neuer Anstoßzeiten am Sonntag alarmiert. "Als das Revierderby am Sonntagnachmittag stattfand, fehlte unserer Bezirksliga-Mannschaft plötzlich die Viererkette", erzählt Raphael Bülow, Jugendvorstand beim TuS Kaltehardt aus Bochum. Auch wenn der VfL freitags spiele, gebe es im Training Lücken. "Schlimm ist, dass wir das System sogar selbst befördern, denn um unser Vereinsleben aufrecht zu erhalten, sind wir mehr oder weniger gezwungen, Sky für teures Geld zu abonnieren und die Spiele zu zeigen."
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Anders als in England kann der Fernseher über die Weihnachtsfeiertage ausbleiben: "Wir haben in Deutschland andere gelebte Daten und Traditionen", sagt Max Eberl, Manager von Borussia Mönchengladbach. Für Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler ist der Montagabend ein "Zückerchen fürs Pay-TV", aber: "Der Samstag sollte unser Hauptspieltag bleiben."
Fanvertreter Scholz ist dennoch skeptisch: "Die fünf Montagsspiele sind nur ein Türöffner", sagt er, "damit testet die DFL aus, wie weit sie gehen kann."