München. Der Streit um die TV-Einnahmen spitzt sich zu unter den Bundesligisten. Eines ist dabei fast allen Klubs gemein: Sie schreien laut nach mehr Geld.
Der Verteilungskampf hat schon begonnen, lange bevor die neuen Medien-Verträge überhaupt ausgeschrieben sind. Ob der angeblich kultige Kiez-Klub oder der schwerreiche Rekordmeister - fast alle schreien laut nach mehr Geld aus der TV-Vermarktung. Vor der Mitgliederversammlung der 36 Bundesligisten an diesem Mittwoch ist das Thema unerwartet heftig hochgekocht. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wollte das so kurz vorher lieber nicht kommentieren.
Der FC St. Pauli mit Geschäftsführer Andreas Rettig und Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge haben die Causa kräftig befeuert. Auch die DFL hat der Münchner Vorstandsvorsitzende unter Druck gesetzt und im "Kicker"-Interview eine "Steigerung der Einnahmen auf 1,x Milliarden Euro" pro Saison gefordert.
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Das wären bei einem Vierjahresvertrag mehr als vier statt derzeit 2,5 Milliarden Euro. "Im zweiten Schritt geht es um den Verteilermechanismus", sagte der Münchner. Hier fordert der FC Bayern insbesondere mehr Geld für die Topklubs.
Stefan Reuter warnt vor Ausschluss der Werksklubs
In der zunehmend hitzigeren Diskussion haben es die Mahner wie Stefan Reuter nicht leicht. Augsburgs Manager warnte vor dem Zusammenbruch der Solidargemeinschaft im deutschen Profifußball. Ähnlich argumentierte Ingolstadts Sport-Geschäftsführer Harald Gärtner: "Die Verteilung war bisher für alle in Ordnung."
Die kleineren Erstliga-Vereine halten gar nichts von Vorschlägen wie dem des Zweitligisten St. Pauli, der Werksvereine wie Bayer Leverkusen oder den VfL Wolfsburg bei den Erlösen aus der Zentralvermarktung ausgrenzen möchte. "Das provoziert, dass die Großen rausgehen und sich einzeln vermarkten. Das wäre eine Katastrophe für die Liga", sagte Reuter. "Ich glaube, dass die Solidargemeinschaft sehr wichtig ist für die Liga. Ich hoffe, dass sie Bestand hat."
Rummenigge begrüßt "überfällige" Debatte
Der St.-Pauli-Vorschlag dürfte nicht annähernd mehrheitsfähig sein. Nicht nur Hannovers Geschäftsführer Martin Bader hält ihn für "Populismus". Gefahr droht eher durch den FC Bayern München, der sich über den Rettig-Vorstoß gefreut hat, obwohl er ihn ablehnt. Dank St. Pauli gibt es die "überfällige" Debatte, wie Rummenigge es nannte. Er erwartet nun "eine spannende, aber auch sehr interessante Diskussion". Der Bayern-Boss gab unumwunden zu, dass "das schon ein bisschen zu viel der Solidarität war, die da immer diskutiert wurde".
Für Rettig - und damit für alle Zweitligisten - könnte es ein Eigentor werden, wenn sich Rummenigge durchsetzen würde. "Ich bin im Geiste bei den Clubs, die sich da jetzt zurecht wehren: Leverkusen, Wolfsburg, Hannover und Hoffenheim. Ich glaube, dass wir als Bayern München uns mit denen sehr solidarisch zeigen werden."
Bayern-Boss bekommt Unterstützung aus Wolfsburg
Zusammenhalt gibt es derzeit vor allem unter den reichen Klubs. Zumindest erhielt der Bayern-Chef auch vom Pokalsieger aus Wolfsburg Zuspruch. "Was wir in den vergangenen Jahren gemacht haben bei der Verteilung der TV-Gelder, verlangt schon eine Menge Solidarität der größeren Clubs. Ich kann die Überlegungen der Bayern verstehen", sagte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs. Die Zweitliga-Vereine würden finanziell von den Erstligisten deutlich profitieren.
Ganz eigene Interessen verfolgen bei der Diskussion ehemalige Top-Verein wie Werder Bremen und der Hamburger SV. Die Nordrivalen vertreten ähnliche Positionen und setzen sich für eine neue Regelung ein, die ihnen zu Gute käme. "Alles läuft über einen neuen verursachergemäßen Verteilerschlüssel", sagte HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke. Er plädierte für sogenannte "Nachfrage-Kriterien". Dazu zählen TV-Einschaltquoten oder Anzahl der Fans.
Das Kuriose ist, dass bereits über die Verteilung diskutiert wird, obwohl es bis zum Abschluss neuer Medien-Verträge ein halbes Jahr dauert. Noch liegen die Vorschläge der DFL beim Kartellamt. Erst im April oder Mai, so der Plan von Liga-Chef Christian Seifert, soll alles geregelt sein. (dpa)