Paris. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verlor das Testspiel in Frankreich mit 0:2, aber zeitgleich starben in Paris viele Menschen durch Schüsse.

Im Vorfeld des Fußballländerspiels zwischen Frankreich und Deutschland hatte Joachim Löw deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich den Test eigentlich am liebsten erspart hätte. Es gab aber noch andere als sportliche Gründe. Schon während der 90 Minuten waren außerhalb des Stade de France in Norden Paris’ Explosionen zu hören, schnell machte die Nachricht die Runde, dass an mehreren Tatorten Schüsse gefallen und viele Tote zu beklagen waren. Zwischendurch kreisten Hubschrauber über dem Nationalstadion. Das Spiel wurde dennoch bis zum Ende durchgezogen - klar, dass das 0:2 (0:1) aus deutscher Sicht in den Hintergrund rückte.

Bombendrohung vor dem Spiel

Schon am Morgen wurde dem DFB-Tross ein gehöriger Schrecken eingejagt: Der Weltmeister musste sein Hotel verlassen, nachdem bei der Polizei eine Bombendrohung eingegangen war. Während Bastian Schweinsteiger und Co. sich auf der Tennisanlage Roland Garros die Zeit vertrieben, fand die Polizei zum Glück allerdings keinen Sprengsatz. „Da mussten die Spieler erst einmal schlucken”, sagte Teammanager Oliver Bierhoff.

Auch interessant

Frankreichs Fußballbibel L’Equipe hatte vor dem Spiel die nach zahlreichen Skandalen von ihren Bleus entrückten Fans zuversichtlich zu stimmen, indem sie in der Spieltagsausgabe titelte: „Parfum D’Euro”. Der Duft der EM, die im nächsten Sommer in Frankreich ausgetragen wird, sollte versprühen. Lange Zeit war der Test allerdings nichts für die Nase. Abgesehen von einer äußerst kurzweiligen Schlussphase bot die erste Halbzeit auf dem Acker des Stade de France nur Fußball zum Abgewöhnen.

Die Hausherren wirkten noch immer gelangweilt von einer Reihe bedeutungsloser Freundschaftskicks, während Löw nach holpriger EM-Qualifikation ja bereits im Vorfeld hatte durchblicken lassen, dass der Ausflug nach Saint-Denis nur geringfügig Arbeitseifer in ihm weckte. So präsentierte sich die DFB-Auswahl, in der Mats Hummels, Jerome Boateng und Antonio Rüdiger eine Dreier-Abwehr bildeten und im Verteidigungsfall durch die weit aufgerückten Außenverteidiger Matthias Ginter sowie Jonas Hector unterstützt wurden, dann auch. Im Sturm gab Mario Gomez sein Comeback.

Mit Ausnahme von Hectors Auswechslung wegen einer Oberschenkelverletzung muss über die erste halbe Stunde der Mantel des Schweigens gelegt werden. Erst danach lösten sich beide Teams zaghaft aus ihrer Verkrampfung. Thomas Müller (34.) und Mario Gomez (43.) hatten aus ähnlichen Positionen das 1:0 auf dem Fuß, als sie halbrechts aus etwa zehn Metern Torentfernung den Ball über das Gebälk jagten. Das rächte sich insofern, als dass Rüdiger Frankreichs linken Flügelflitzer Anthony Martial nicht in den Griff den bekam: Wieder einmal war der Jungstar von Manchester United durchgebrochen und bediente Arsenals Olivier Giroud zum 1:0 (45.+1).

Zur zweiten Halbzeit erschienen wieder alle 22 Spieler auf dem Rasen, Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande allerdings nicht mehr auf seinem Sessel in der Ehrenloge. In der 53. Minute erhöhte Antoine Griezmann auf 2:0, der Treffer fand beim spanischen Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz allerdings wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung. Aus deutscher Sicht gab es nur noch eine berichtenswerte Nachricht: Leroy Sané gab in der 61. Minute sein Debüt für die Nationalmannschaft. Der Schalker hätte sich dafür mit Sicherheit lieber ein anderes Spiel ausgesucht bei all den Schreckensmeldungen drumherum. Auch das 2:0 der Franzosen (86.) war zweitrangig.