Leverkusen. . Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler schwärmt heute noch von seinem Ex-Klub AS Rom und wünscht sich ein Weiterkommen beider Mannschaften.
Mit den Hauptstädten ist das immer so eine Sache. London als großartige Stadt zu bezeichnen, ist – das dürfte Jürgen Klopp seit einigen Tagen mitbekommen – als Trainer des FC Liverpool keine gute Idee. Den einen sind solche Metropolen schlicht zu dominierend, den Metropolen selbst kann ihre Dominanz manchmal nicht groß genug sein. Ein Thema, mit dem auch Rudi Völler konfrontiert wurde – vor einem Vierteljahrhundert, in seiner Zeit als Stürmer des italienischen Fußball-Erstligisten AS Rom.
Fünf Jahre lang war er Torproduzent in Diensten der „Giallorossi“, im Spätsommer 2004 trainierte er die AS-Mannschaft dann auch mal für 26 Tage. Es war kein glorreiches Intermezzo für Völler, der drei Monate nach seinem Rücktritt als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft auch der Roma den Rücken kehrte. Seine Möglichkeiten als dortiger Bank-Vorstand entsprachen nicht seinen Vorstellungen, seiner großen Liebe zu Italiens Hauptstadt und zum Verein tat das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil.
Die schönste Stadt der Welt
„Rom ist die schönste Stadt der Welt“, erklärte Bayers Sportdirektor bereits, als den Leverkusenern in den Playoffs zur Champions League Lazio zugelost worden war. Und auch jetzt, da es in der Gruppenphase an diesem Dienstagabend (20.45 Uhr/live bei uns im Ticker) als besonderes Schmankerl gegen seinen Ex-Klub geht, lässt Völler in der Hauptstadt-Frage keinen Zweifel aufkommen. „Ich sage nie, ich bin ein halber Italiener. Ich bin ein halber Römer“, betont der Mann, der in zweiter Ehe mit einer gebürtigen Römerin verheiratet ist.
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Kein Wunder also, dass Völler vor dem ersten der beiden Duelle mit dem Tabellenzweiten der Serie A im klubeigenen Sender Roma-TV säuselte: „Natürlich hoffe ich, dass beide Vereine ins Achtelfinale kommen.“ Die Umsetzung des Plans, ahnte der Realist aus dem Hessischen sogleich, sei in Anbetracht des schier übermächtigen Gruppengegners FC Barcelona jedoch „sehr hart“.
Rangeln um Platz zwei
Beim Kräftemessen mit dem Titelverteidiger zogen sich sowohl die Roma beim 1:1 im eigenen Stadion als auch Bayer beim 1:2 vor drei Wochen im Camp Nou beachtlich aus der Affäre. Allerdings leistete sich das Team aus der Ewigen Stadt zuletzt beim 2:3 in Borissow einen unerwarteten Ausrutscher. Leverkusen dagegen erfüllte beim 4:1 über die Weißrussen seine Pflicht, hat beim mutmaßlichen Rangeln um Platz zwei somit die Nase vorn – gleichzeitig aber auch ein unübersehbares Problem, das nicht nur dem früheren Stürmer Rudi Völler auf die Nerven geht.
Denn die hochgelobte Offensive des Werksklubs fegt zwar meist als kräftiger Wind über den Rasen, verkommt am gegnerischen Strafraum aber immer wieder zu einem lauen Lüftchen. Das Ergebnis: Krümelige acht Treffer in neun Liga-Spielen, nur die Konkurrenz aus Bremen und Ingolstadt erwies sich beim Toreschießen bislang als noch harmloser. „Mit dieser Quote sind wir nicht zufrieden. Aber ich bin überzeugt, dass wir das ändern“, sagt Cheftrainer Roger Schmidt, aus dessen Kader in dieser Saison allein der 19-jährige Julian Brandt doppelt getroffen hat.
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Den durchaus möglichen Coup in der Königsklasse bei Barca etwa vergab Star-Angreifer Chicharito mit einer vermasselten Riesenchance beim Stand von 1:0 für Leverkusen. „Ich erwarte, dass wir die Art und Weise unseres Spiels beibehalten, uns aber auch belohnen“, kommentierte Völler nun das jüngste 0:0 in Hamburg. „Wir gehen wirklich zu schludrig mit unseren Chancen um“, bemängelt Bayers Sportchef – dessen Stimme bei solchen Sätzen gerne eine gewisse Schärfe annimmt.
Begegnung auf Augenhöhe
So wie früher in Rom, als er den dortigen derben Dialekt in bester Qualität pflegte. Ganz sanft klingt der 55-Jährige dagegen heute, als er vor dem Duell Bayer gegen Roma mutmaßt: „Es wird wohl ein Spiel zweier gleichstarker Mannschaften, in dem die mentale Stärke und geistige Frische entscheiden wird.“