Barcelona. . Nach dem starken Spiel und der bitteren Niederlage beim FC Barcelona befinden sich Bayer Leverkusens Fußballer im Irrgarten der Gefühle. Trotzdem setzt das Team in der Champions League einen Meilenstein.

Es war eine merkwürdige Mixtur gegensätzlicher Gefühle, von der Bayer Leverkusens Fußballer am späten Dienstagabend erfasst worden waren. Auf einigen Gesichtern lag nach der knappen 1:2-Niederlage beim FC Barcelona ein sanftes Lächeln, 80 Minuten lang habe ihm diese Partie „großen Spaß“ gemacht, erzählte Christoph Kramer, um kurz darauf zu behaupten, er sei nun „drei Tage lang der traurigste Mensch der Welt“.

Leno verspürt Stolz

Torhüter Bernd Leno berichtete, dass sich diese Niederlage „noch bitterer“ anfühle als das 1:7, mit dem die Werkself 2012 in Barcelona gedemütigt worden war. Drei Sätze später erklärte der Torhüter jedoch: „Wir können stolz sein.“ Niemand wusste so recht, was er empfinden sollte nach dieser beeindruckenden Leistung beim Titelverteidiger. Freude? Frust? Ärger? Stolz? Oder doch alles auf einmal? Die Rheinländer befanden sich im Irrgarten der Gefühle.

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Kritiker, die vertraut sind mit der Geschichte von Bayer Leverkusen, können nun anmerken, die alte Neigung zur Zufriedenheit in der Niederlage bleibe ein ewiges Problem beim Werksklub. Bayer Leverkusen hat es sich schon so oft in der Rolle des zweiten Siegers, der freundlich gelobt wird, bequem gemacht. Eine der komplexesten Herausforderungen für Trainer Roger Schmidt besteht darin, diese Bequemlichkeit zu überwinden. Aber es gibt eben noch dieses zweite Großprojekt bei Bayer, für das die Reise nach Katalonien als Meilenstein betrachtet werden kann.

Nach einer Serie furchtbarer Niederlagen gegen einige der namhaftesten Teams der Champions League, sollen die Spieler und der gesamte Klub lernen, scheinbar übermächtigen Gegnern selbstbewusst zu begegnen.

Bayer bringt dennoch kostbares Souvenir mit

Tatsächlich hatten die Leverkusener 80 Minuten lang beeindruckend gespielt im Camp Nou. Kyriakos Papadopoulos hatte die Rheinländer nach einem Fehler von Barcelonas deutschem Torhüter Marc-André ter Stegen in Führung geköpft (22.), woraufhin die Spanier mehr und mehr verzweifelten. Und das lag auch an der aggressiven, mitunter chaotischen, oft auf günstige Zufälle spekulierenden Spielweise der Leverkusener, die eine Art Gegenmodell zu Barcelonas Ballzirkulationsspiel darstellt.

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Das Gefühl mithalten zu können ist ein kostbares Mitbringsel, das Bayer aus Barcelona mit in den Herbst mit seinen vielen wichtigen Spielen nehmen kann. Allerdings haben sie auch die Erkenntnis im Gepäck, unter den eigenen Möglichkeiten geblieben zu sein. „So vermessen das klingt, wir müssen dieses Spiel heute gewinnen“, sagte Kramer, der glaubt, dass die Phase zwischen der 50. und 60. Minute entscheidend gewesen sei.

Chicharito vergeudet große Chance

Da hatten die Leverkusener mehrfach viel versprechende Kontersituationen, und der in vielen Momenten fehlerhaft spielende Mexikaner Chicharito vergeudete eine Chance, die ein derart hoch gelobter Stürmer eigentlich nicht vergeben darf. Chicharitos Schuss aus elf Metern weit über das Tor, war der Moment, in dem die alte Leverkusener Inkonsequenz im Angesicht des ganz großen Erfolges in ihrer ganzen Pracht bewundert werden konnte.

Nicht die bessere Mannschaft gewann am Ende, entscheidend waren die besseren Individualisten. Für Sergi Robertos klassisches Abstaubertor zum 1:1 (80.) benötigte der FC Barcelona noch viel Glück, der Siegtreffer durch den bis dahin blassen Luis Suárez 93 Sekunden später war dann Weltklasse.