Dublin. “Ich war nicht der Einzige, aber ich komme zu spät“: BVB-Nationalspieler Mats Hummels übernimmt nach dem 0:1 in Irland eine Teilschuld am Gegentor.

Es sind nicht die Wochen von Mats Hummels. Erst der Ärger über verschenkte Siege in der Fußball-Bundesliga, dann die Diskussionen über seine Kritik beim BVB. Und jetzt musste er mit der Nationalmannschaft ein bitteres Gegentor und eine nervende Niederlage verarbeiten. "Wir sind erst gut rausgerückt, was wir machen sollen. Und haben dann eine halbe Sekunde zu spät auf diesen langen Ball reagiert", beschrieb Weltmeister Hummels die Entstehung des 0:1 gegen den Außenseiter Irland.

Jetzt muss Deutschland am Sonntag in Leipzig gegen Georgien punkten, um ganz sicher eine mögliche Relegation als Gruppen-Dritter abzuwenden. "Wir hätten schneller reagieren müssen. Ich weiß, dass ich einer von denen war, der das hätte machen müssen", beschrieb der Dortmunder selbstkritisch die entscheidende Szene von Dublin.

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Boateng nennt Verhalten vor Gegentor "Anfängerfehler"

Seinen 42. Einsatz für Deutschland stufte Hummels sowohl persönlich als auch kollektiv als wenig bis gar nicht gelungen ein. "Besonders ärgerlich ist, dass wir es zuvor sehr gut im Griff hatten. Das ist leider so, wenn man es einmal nicht macht in den 90 Minuten, kann es sehr schnell bestraft werden. Dann ist das ganz klar ein Fehler", bemerkte der 26 Jahre alte Innenverteidiger.

Bundestrainer Joachim Löw ordnete die Schuld zwar öffentlich keinem Spieler zu, bemerkte aber angesäuert: "Irland spielt 100 lange Bälle. 99 Mal haben wir alles richtig gemacht. Einmal nicht."

Jérôme Boateng konnte als letzter Abwehrmann die "lange Leitung" seiner Nebenleute Hummels und Jonas Hector nicht mehr ausbügeln. "Ein langer Ball vom Torwart, der lange in der Luft ist. Dass dann ein Stürmer allein auf unseren Torwart zugeht, darf so nicht passieren. Jeder weiß selber, was wir da falsch gemacht haben", sagte Boateng und sprach von einem "Anfängerfehler". Doch nur der Defensivabteilung wollte der Münchner die Verantwortung für die verpasste vorzeitige EM-Qualifikation auch nicht zuordnen: "Die Chancenverwertung ist natürlich auch nicht berauschend gewesen."

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Showdown am letzten Spieltag kommt für DFB-Elf überraschend

Wie wenig Hummels und Co. mit einem Showdown am letzten Spieltag gerechnet hatten, verdeutlichte das Wissen des Dortmunders um die Gruppen-Konstellation. "Ich weiß nur 19, 18, 18 Punkte. Spielen Irland und Polen gegeneinander? Und wenn wir verlieren und sie spielen unentschieden, sind wir Dritter?", fragte Hummels in den Katakomben des Aviva-Stadions die Reporter. "Direkter Vergleich? Dann würde ich sagen, lassen wir es nicht darauf ankommen. Ich bin jetzt ganz ehrlich, ich weiß jetzt auch nicht genau, was passiert als Tabellen-Dritter", fügte er an.

Nach TV-Kritik an taktischen Fehlern bei Borussia Dortmund ("Ich habe mit keinem Wort eine Grenze überschritten") hatte sich Hummels in den Medien falsch dargestellt gefühlt. Auch deshalb wies er in Irland nur vorsichtig auf eine Szene hin, in der es hätte Elfmeter für ihn und damit das DFB-Team geben müssen. "Es hat sich auch sehr nach Elfmeter angefühlt. Aber ich betone: Es ist natürlich nicht das einzig Entscheidende, warum wir verloren haben", meinte Hummels: "Es ist aber auf jeden Fall ein Faktor."

Hummels blickt zuversichtlich auf Georgien-Partie

Der verärgerte Hummels will nun unbedingt in Leipzig seine Frustwochen beenden. "Ich bin erstens sehr zuversichtlich", sagte der Abwehrmann: "Zweitens wollen wir am Sonntag von der ersten Minute an klarstellen, dass wir nicht noch mal ins Wanken geraten, sondern ähnlich dominant auftreten plus dazu die Tore machen." (dpa)