Athen. . Der FC Bayern startet bei Olympiakos Piräus in die Champions-League-Saison 2015/2016. Die Griechen kriegen ihr Gewaltproblem nicht in den Griff.

Wie es der immer wieder gern verwendete Begriff Hexenkessel genau in den Fußball gebracht hat, ist nicht ganz sicher. Aber an welchem Schauplatz dieses Sports sich eine Verbindung zu den keltischen und germanischen Kultgefäßen und der daraus entstandenen Mythologie besonders gut herstellen lässt, wird der FC Bayern an diesem Mittwoch erfahren.

Das Auftaktspiel des deutschen Rekordmeisters in der Champions League führt die Mannschaft des Trainers Pep Guardiola zum griechischen Pendant Olympiakos Piräus. Und wenn es ein Stadion gibt, für das der Begriff Hexenkessel verwendet werden darf, dann ist es wohl die nach dem Freiheitskämpfer Georgios Karaiskakis benannte Arena im Hafenareal von Athen.

Pokalspiel zwischen AEK Athen und Olympiakos wurde abgebrochen

Pyrotechnik und ein infernalisches Gebrüll gehören dort zum Alltag, sofern nicht wieder ein Ausschluss der Zuschauer angeordnet worden ist. Das gab es zuletzt mehrfach, weil es im griechischen Fußball wiederholt zu schweren Ausschreitungen gekommen war. Nach Krawallen beim Stadtderby zwischen Panathinaikos und Olympiakos wurde im Februar gar die Meisterschaft ausgesetzt. Kurz darauf kam es im März im Pokalspiel zwischen AEK Athen und Olympiakos zum Abbruch, weil AEK-Anhänger den Platz stürmten und Spieler attackierten.

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Im anderen Stadtderby zuvor hatten Panathinaikos-Sympathisanten ein Banner mit der martialischen Aufschrift „Warzone“ aufgespannt, ehe sie Leuchtfackeln auf Funktionäre und Spieler von Olympiakos warfen. Dass sich danach auf einer Sitzung des Ligavorstandes auch noch offizielle Vertreter beider Vereine eine wüste Schlägerei mit Verletzten lieferten, schärfte das Chaosimage des griechischen Fußballs.

Sportminister Stavros Kontonis verglich das Gewaltproblem mit einem „Ungeheuer“, dem man entschieden entgegen treten müsse. Eine angedachte Gesetzesänderung, durch die der Staat mehr Einfluss auf die Vereine ausüben wollte, lehnten die Dachorganisationen Fifa und Uefa ab. Sie drohten mit Ausschluss von internationalen Wettbewerben, nicht nur den Vereinen, sondern auch der Nationalmannschaft.

Vorkommnisse in Griechenland sind auch ein BVB-Problem

Einstweilen wird also weitergespielt, doch die Vorkommnisse beunruhigen auch die deutschen Vereine FC Bayern und Borussia Dortmund. Denn: Der BVB muss am 1. Oktober in der Europa League bei Paok Saloniki antreten.

Den Münchner Fans wurde nun bei ihrem Hochrisikospiel „aus Sicherheitsgründen“ von einer eigenständigen Anreise zum Karaiskakis-Stadion „abgeraten“, hieß es vom FC Bayern nach Warnungen der Behörden. Ausgerechnet vom Stadion des Erzrivalen Panathinaikos wird nun ein Shuttleservice mit Polizeischutz angeboten.

Aber auch sportlich birgt das Spiel im Hexenkessel Risiken, wenngleich die Bayern als Favorit in die Partie gehen. Die vergangenen sechs Heimspiele in der Champions League konnte Olympiakos gewinnen, in den vergangenen 13 Heimspielen waren es zehn Siege, darunter gegen namhafte Mannschaften wie Atlético Madrid, Juventus Turin, Manchester United, Arsenal und Borussia Dortmund.

„Es wird schwer. Man wird die Atmosphäre fühlen können“, ahnt Thiago Alcántara, der mit dem FC Barcelona schon bei Panathinaikos zu Gast war. Auch Jérôme Boateng erinnert sich nach einem Auftritt mit Manchester City in Saloniki, dass die griechischen Anhänger „nochmal fanatischer“ sind als anderswo. Er vermutet, „dass die Stimmung sehr aufgeheizt sein wird“. Die Bayern reisen gewarnt in den Hexenkessel.