Essen. Bundestrainer Löw hielt an Mario Götze fest, und der traf zweimal gegen Polen. Auch mit Werten wie Vertrauen kann es noch Erfolg geben. Ein Kommentar.

Helmut Schön wäre dieser Tage 100 Jahre alt geworden. Für den früheren Fußball-Bundestrainer, der die deutsche Elf 1974 zum Weltmeister-Titel führte, war Vertrauen immer ein hoher Wert.

Er ließ die alten Hasen – wie zum Beispiel Uwe Seeler bei der WM 1970 in Mexiko – einfach machen. Dazu baute er im Laufe der Jahre ein paar junge Spieler wie Uli Hoeneß oder Paul Breitner in die Mannschaft ein. Auch diesen vermittelte er, dass er komplett hinter ihnen stehe, und so rauschte die Mannschaft schließlich zum Erfolg.

Fußball ist an manchen Stellen Vorreiter der Geschäftswelt

Das damalige Motto „Elf Freunde müsst ihr sein“ hat sich im Profifußball längst überholt. Von den Freunden ging es über die Zeit der Zweckgemeinschaften bis hin zu den aktuellen Top-Teams, in denen Multimillionäre mit eigenen Managern gegen den Ball treten.

Der Fußball hat damit nicht nur den Schritt in die Geschäftswelt vollzogen, er ist sogar an manchen Stellen ihr Vorreiter. Hand in Hand mit den höheren Einnahmen veränderte sich allerdings auch das Klima. Es ist längst das Klima einer gnadenlosen Leistungsgesellschaft.

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Der Rekordmeister Bayern München mischt auch auf diesem Sektor an der Spitze mit. Es geht um Siege, für die Trainer Pep Guardiola zuständig ist. Daher stellt er die elf Spieler auf, von denen er diese Siege erwartet. In der Weltklasse-Mannschaft der Bayern ist Mario Götze oft nicht unter diesen ersten elf Profis.

Bei Bundestrainer Joachim Löw schon. Götze hat im WM-Finale das Siegtor erzielt, und er ist einer der talentiertesten Fußballer Deutschlands. Deshalb hält Löw an Götze fest, und der zahlte das Vertrauen im EM-Qualifikationsspiel gegen Polen mit zwei Treffern zurück.

Es ist schön zu sehen, dass es mit Werten wie Vertrauen auch heute noch Erfolg geben kann. Eine Garantie für eine goldene Zukunft ist dies alles aber nicht. Auch Helmut Schön ist schließlich am Ende mit seinem Klima des Vertrauens gescheitert.

Leider.