Essen. Bei der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Fußball-WM 2018 in Russland war für kritische Worte kein Platz - und der Modus eine Farce. Ein Kommentar

Noch sind es ja drei Jahre bis zur nächsten Fußball-Weltmeisterschaft, aber das Turnier in Russland wirft Schatten – und zwar schon seit die Fifa dem Land den Zuschlag gab. Als in St. Petersburg am Wochenende die Qualifikationsgruppen ausgelost worden sind, hat sich der Fußball mal wieder an sich berauscht. Er hat außerdem in geheimen Runden über die Nachfolge von Fifa-Präsident Sepp Blatter diskutiert, er hat den Doppelpass mit Russland und seinem Staatschef Wladimir Putin gespielt, weil er sich natürlich jedes kritische Wort zum Korruptionsverdacht rund um die WM-Vergabe verkniffen hat. Der Fußball hat also, kurz gesagt, beides gezeigt: seinen Glanz und sein Elend.

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Über das seit Jahrzehnten übliche Losglück der Deutschen zu reden, erübrigt sich auch deshalb. Dass DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock angesichts von Gegnern wie Nordirland oder San Marino sagt, jedes Spiel müsse erst gespielt werden, ist die im Fußball übliche Tiefstapel-Folklore.

Die Auslosung wurde zur Farce

Bemerkenswert ist allerdings, wie zielsicher die Fifa es schafft, eine Auslosung zur Farce werden zu lassen. Das liegt am absurden Weltranglisten-System, das Frankreich benachteiligt, weil es als EM-Gastgeber 2016 keine Qualifikationsspiele bestreiten muss. Das jede Niederlage bei Weltmeisterschaften bestraft und Nationen bevorteilt, die es gar nicht erst zu einer WM geschafft haben. Das Ergebnis sind Gruppen mit Frankreich und Holland oder auch Italien und Spanien an der Spitze. Und die sind nach Fifa-Logik vergleichbar mit den Parallelgruppen, in denen die Spitzenteams Wales und Österreich beziehungsweise Kroatien und Island heißen.

Der Rest dieses ersten WM-Wochenendes war Hinterzimmerpolitik, war der Kotau eines grauen Sepp Blatter vor Wladimir Putin, war die endgültige Absegnung der von Korruptionsvorwürfen belasteten WM-Vergabe. Wer glaubt, dass sich das alles bessert, sollte Uefa-Chef Michel Platini der Nachfolger von Blatter werden, muss sich nur anschauen, wie willfährig die Europäer die ganze Aufführung begleitet haben.