Hagen. Die U21-Nationalmannschaft galt als Mitfavorit auf den EM-Titel und enttäuschte tief. Auch, weil es stellenweise wohl an Bodenständigkeit fehlt. Ein Kommentar.
Es ist ein trauriger Tag für Deutschland. Sagt Emre Can. Soweit wie der deutsche U21-Nationalspieler muss man nicht gehen, um festzuhalten, dass die schwarz-rot-goldenen Talente früher als erwartet aus dem EM-Turnier ausgeschieden sind. Aber es ist ein bemerkenswerter Satz. Davon hatten Emre Can und seine Kollegen gleich mehrere parat.
Die Talente Deutschlands sparten nach dem 0:5 gegen Portugal nicht mit Selbstkritik. Das ist wohltuend und vermutlich auch professionell. Vielleicht sogar ein bisschen zu professionell.
Denn irgendwie wirken manche von diesen Talenten nicht mehr wie Talente, sondern wie gestandene Profis. Das sind sie zwar mitunter auch. Torwart Marc-Andre ter Stegen ist mit dem FC Barcelona Champions-League-Sieger geworden, Emre Can ist die Mittelfeld-Hoffnung des ruhmreichen FC Liverpool. Aber es sind junge Sportler, die der Unterstützung bedürfen. Ihr klägliches Scheitern ist offenbar auch ein Scheitern ihres Umfeldes.
DFB-Talente brauchen ein Umfeld, das sie erdet
Natürlich sind die Medien manches Mal schnell bei der Hand mit Superlativen. In England vielleicht sogar noch schneller. Can gilt als Erbe des übergroßen Steven Gerrard in Liverpool.
Für die Medien ist es nur ein Spiel, für die Spieler ist es immer ernst. Gerade in jungen Jahren, wenn es ihnen an Reife und Erfahrung fehlt, sollten sie Menschen um sich haben, die scheinbare Höhenflüge einschätzen können, die sie erden und ihnen das erzählen, was die Wahrheit ist, und nicht das, was sie hören wollen.
Die deutsche U21-Mannschaft ist eine Ansammlung von herausragenden Fußballern, den meisten von ihnen steht eine beachtliche Zukunft bevor. Allerdings nur, wenn sie sich von Leuten trennen, die ihnen sagen, dass sie jetzt schon die Größten sind.