Essen. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 löste bei den meisten deutschen Nachwuchskickern keine großen Gefühle aus. Wenigstens Trainer Horst Hrubesch freut sich aber uneingeschränkt auf die olympische Atmosphäre in Rio. Ein Kommentar

Erstmals seit 1988 ist im nächsten Jahr wieder eine deutsche Männermannschaft beim olympischen Fußballturnier vertreten. Aber seien wir ehrlich: Wer hat sie schon in Barcelona, Atlanta oder London vermisst? Weil der Kalender randvoll mit Top-Ereignissen ist, wirkt Fußball bei Olympia – zumindest aus Sicht der großen Fußballländer – nach wie vor deplatziert.

Auch deshalb dürfte der Jubel der deutschen U 21-Spieler über den Einzug ins EM-Halbfinale, mit dem die Olympia-Qualifikation verbunden ist, eher verhalten ausgefallen sein. Mehr noch dürfte die Reaktion aber ihrer bisher ziemlich enttäuschenden Leistung geschuldet sein.

Schaulaufen für den eigenen Marktwert

Man tritt den deutschen Youngstern sicher nicht zu nahe, wenn man davon ausgeht, dass es bei diesem Turnier, das von Talentjägern aus der ganzen Welt beobachtet wird, für die meisten vor allem darum geht, auf einer großen Bühne ihren Marktwert zu steigern (was im Übrigen diesmal noch keinem gelungen ist). Und sich dadurch zwangsläufig für die „richtige“ Europameisterschaft 2016 in Frankreich in Stellung zu bringen. Wenn sie nicht selbst darauf gekommen sind, werden ihre Berater ihnen diese Bedeutung schon eingebläut haben.

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Während einige Spieler ganz offen ihre Präferenz für die EM 2016 signalisieren, ist immerhin der Trainer Feuer und Flamme für Olympia. Horst Hrubesch, Europameister von 1980, dessen Name inzwischen als Synonym für „Urgestein“ oder „alte Schule“ gilt, hat wiederholt versichert, dass die Aussicht, auf seine alten Tage einmal die olympische Atmosphäre zu erleben, eine wesentliche Motivation für ihn war, bei dem U 21-Projekt mitzumachen.

Wer Hrubeschs Karriere, die bei Rot-Weiss Essen begann, verfolgt hat, wird ihm attestieren, immer die – inzwischen oft verratenen – olympischen Ideale verkörpert zu haben. Allein seinetwegen dürfen wir uns auf deutschen Fußball in Rio freuen.