Montreal. . Nachdem sich die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft für die Olympischen Sommerspiele 2016 qualifiziert hat, steht fest: Neid verabschiedet sich in Brasilien.

Kaum ein Straßenzug in Montreal wird mehr befahren als der Boulevard René-Lévesque und die Avenue Papineau, die sich vom Gelände des Vieux-Port, des alten Hafens, über bis zu acht Fahrspuren kilometerweit hoch in nordwestlicher Richtung ziehen. Dumm, dass genau diesen Weg die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft am Dienstag zur ersten Trainingseinheit in der Millionenmetropole nehmen musste. Bereits eine Stunde vor dem angesetzten Beginn der Übungsstunde auf dem Kunstrasen des Complexe Sportif Multi-Sports setzte sich der Mannschaftsbus in Bewegung.

Ganz vorne hat Silvia Neid ihren Stammplatz, die sich bei ihrer letzten WM angewöhnt hat, dem Team nach einem Spiel beinahe zwei Tage komplette Ruhe zu gönnen, um die Spielerinnen dann „wieder in den Wettkampfmodus zu schießen“. Am Freitag steht im Olympiastadion von Montreal gegen Frankreich das Viertelfinale an, aber seit Montag ist von diesem vorgezogenen Endspiel ein imaginärer Ballast abgefallen. Die Olympia-Qualifikation als eines der besten drei europäischen Teams hat der Europameister nämlich sicher.

Kein gesamtbritisches Team

Dadurch, dass sich England im Achtelfinale in Ottawa mit 2:1 gegen Norwegen durchgesetzt hat, gleichzeitig aber keinen Olympia-Startplatz blockieren kann, sind sowohl Deutschland als auch Frankreich bereits fest für Rio de Janeiro gebucht. England könnte 2016 nur mitspielen, wenn wie 2012 in London ein gesamtbritisches Team zustande gekommen wäre – das passiert aber nicht.

„Wir freuen uns sehr, dass dieses Etappenziel erreicht ist“, teilte Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen mit. Etwas überschwänglicher gaben sich die Nationalspielerinnen, die bei einem gemeinsamen Ausflug inklusive Abendessen sofort die sozialen Netzwerke nutzten, um die Nachricht zu kommentieren.

Die olympische Goldmedaille fehlt noch in der langen Titelsammlung der Trainerin: Bisher gewann Deutschland dreimal Bronze. Für Silvia Neid hat sich ein quälendes Thema nun von selbst verflüchtigt: Alle Nachfragen zu einer Olympia-Teilnahme hatte die 51-Jährige stets mit der Daran-denke-ich-nicht-Rhetorik umschifft.

Schöne Bühne für den Neid-Abschied

Doch die Spekulation hing bei der Mission WM-Titeltraum wie ein grauer Schleier über ihrer Person, ob es für sie denn Sinn ergeben würde, eine Mannschaft bis Sommer 2016 zu betreuen, die kein Großereignis vor Augen hat. Nun aber ist das olympische Turnier eine schöne Bühne, um danach im September 2016 wie verabredet den Staffelstab an Steffi Jones zu übergeben.