Faro. Nach einer schwächeren ersten Halbzeit dreht die Nationalelf auf und gewinnt standesgemäß gegen das Halbprofi-Team vom Affenfelsen. Schürröe mit Dreierpack.
Wenn man vor dem Estadio Algarve in Faro steht, sieht die Arena aus wie ein dicker Maikäfer, der seine Flügel zum Abheben öffnet. Drin sitzend am Sonnabend bei der EM-Qualifikationspartie zwischen Gibraltar und dem Weltmeister Deutschland wirkte das Stadion dagegen wie ein toter Maikäfer, den gemeine Ameisen ausgeweidet hatten.
Gerade einmal 7.500 Zuschauer hatten sich zu diesem unwirklichen Fußballspiel verirrt. Die meisten davon waren aus Gibraltar angereist. Das Nationalteam der britischen Kronkolonie darf zu Hause am Affenfelsen seine Heimspiele nicht austragen und muss somit nach Portugal ausweichen. Aber selbst wenn es alle 29.000 Einwohner mitgebracht hätte, wären noch ein paar Plätze frei geblieben. Die äußeren Umstände passten also eher zu einer schlechteren Drittligapartie. Und was die Verteilung der sportlichen Qualitäten anbetrifft, stehen diese ja ohnehin eher im Größenverhältnis: VW Käfer zu Ameise.
DFB-Team hat eine Halbzeit lang Mühe
Ganz so groß war der Unterschied dann aber doch nicht: Deutschland gewann zwar mit 7:0 (1:0) gegen Gibraltar, hatte allerdings gegen die Amateure eine Halbzeit lang deutlich mehr Mühe als erwartet. André Schürrle (28./65./71.), der eingewechselte Max Kruse (47./81.), Ilkay Gündogan (51.) und Karim Bellarabi (57.) stellten letztlich den wichtigen, hohen Sieg auf dem Weg zur EM in Frankreich im kommenden Jahr sicher. Deutschland hat als Dritter in Gruppe D damit weiter drei Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Polen und trifft nach der Sommerpause am 4. September auf das Nachbarland.
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Bis zur 28. Minute hatten die gibraltarischen Fans ihren Spaß, weil ihr Team Paroli bot. Da parierte Torwart Jordan Perez einen Elfmeter gegen Kapitän Bastian Schweinsteiger (9.). Perez ist im Hauptberuf Feuerwehrmann. Also passte es, dass er später auch noch die von Mesut Özil (42.) und Patrick Herrmann (44./45.) gesteckten Brandherde austrat. Zuvor zwang der Oberstufenlehrer Adam Priestley DFB-Keeper Roman Weidenfeller zum Arbeitsnachweis (17.). Aber Schürrle hatte irgendwann die Nase voll, zog einen Sprint an und schob zum 1:0 ein (28.). Nie hatten es die Gibraltarer in den fünf Qualifikationsspielen zuvor so lange ohne Gegentor geschafft. Nur ein einziger Treffer war ihnen selbst gelungen. Aber fast wäre Nummer zwei dazu gekommen, hätte Weidenfeller nicht gegen Jake Gosling gerettet (30.).
Weidenfeller immer mal wieder gefordert
In der Pause muss Bundestrainer Joachim Löw deutliche Worte gefunden haben, denn seine Spieler zogen nun das Tempo an: Kruse drückte eine Vorlage von Özil zum 2:0 über die Linie (47.). Gündogan stocherte einen Ball zum 3:0 ins Netz (51.). Aber wieder musste Weidenfeller gegen Lee Casciaro das Gegentor verhindern (55.). Bellarabi freute sich dann über sein erstes Länderspieltor und das 4:0 (57.). Schürrles Doppelpack innerhalb von nur sechs Minuten erhöhte auf 6:0 (65./71.). Den Schlusspunkt zum standesgerechten 7:0 setzte erneut Kruse (81.).