Faro. Roman Weidenfeller schaffte spät den Sprung ins Nationalteam. Das lag an ihm und an Bundestrainer Löw. Nun ist seine Zeit im DFB-Trikot abgelaufen.

Das Wort Abschiedsspiel nahm Joachim Löw nicht in den Mund. Aber die Signale sind eindeutig: Roman Weidenfeller wird im EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar am Samstag zum letzten Mal für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielen. "Die Zukunft gehört den jungen Torhütern", sagte Löw am Freitag in Faro und nannte namentlich die U-21-Schlussmänner Marc-André ter Stegen, Bernd Leno und Timo Horn sowie Kevin Trapp. Der Eintracht-Torhüter steht für die Partie am Samstag auch als dritter Torwart auf Abruf bereit.

Fünftes Länderspiel wird das letzte für Weidenfeller sein

Nicht einmal diese Rolle kommt für Weidenfeller nach dem Sommerurlaub noch in Betracht. Löw sprach über den 34-Jährigen, der auch seine Zukunft bei Borussia Dortmund in den kommenden Wochen noch klären muss, schon in der Vergangenheitsform: "Er war bei uns in jeder Beziehung wichtig." Das fünfte Länderspiel wird - sofern in der kommenden Saison auf dem Weg zur EM in Frankreich nicht eine Notlage über das DFB-Team hereinbricht - das letzte für Weidenfeller sein.

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Besonders viel Arbeit wird er in Faro gegen die Amateure Gibraltars nicht haben. Es ist für Weidenfeller dennoch ein versöhnlicher Abschied einer späten DFB-Karriere, die so auch nicht mehr zu erwarten war. Lange hatte Löw ihn ignoriert, trotz der guten Leistungen als Meister und Champions-League-Finalist mit Dortmund. Öffentlich hatte sich der BVB-Keeper mokiert und damit seine Situation selbst verschlechtert.

Debüt gegen England im Wembleystadion

Erst als ein Mann mit Erfahrung für das WM-Projekt in Brasilien gesucht wurde, und Löw sich sicher sein konnte, dass Weidenfeller die Rolle des Ersatzmannes hinter Manuel Neuer absolut klaglos akzeptiert, wurde der BVB-Torwart doch noch in die Nationalmannschaft berufen. Sein Debüt gab er beim 1:0-Testsieg gegen England im November 2013 im legendären Wembleystadion.

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In Brasilien erfüllte er seine Rolle professionell. "Er war für uns ein unglaublich wichtiger Spieler bei der WM. Er hat sich reingehängt und die jungen Spieler, gerade die aus Dortmund, geführt, obwohl er wusste, dass er sehr wahrscheinlich nicht zum Einsatz kommt", sagte Löw über den Spätberufenen. Der Lohn: Auch Weidenfeller darf sich Weltmeister nennen.

An der Position von Manuel Neuer als klare Nummer eins gibt es auch in Zukunft keine Zweifel, dahinter hat sich offenbar Ron-Robert Zieler positioniert. "Ron hat gegen die USA ein sehr gutes Spiel gemacht", sagte Löw. Der Kampf um die Plätze hinter Neuer für die EM in Frankreich verspricht aber Brisanz, die Löw zusätzlich befeuert.

Löw: "Haben zwei, drei hervorragende junge Torhüter"

"Wir haben immer gesagt, wir müssen uns nicht ein Jahr vorher festlegen, welche Torhüter zur EM mitgehen. Für uns ist klar, dass wir zwei, drei hervorragende junge Torhüter haben, die am Anfang ihrer Karriere stehen", sagte der Bundestrainer.

Ter Stegen, Leno und Horn werden sich bei der U-21-EM in Tschechien in diesem Monat also schon in Richtung A-Team positionieren wollen. Trapps Situation mutet ein wenig skurril an. In Faro steht er auf dem Mannschaftsbogen, weil dort laut Uefa-Regularien drei Torhüter stehen müssen. Die letzte DFB-Partie von Weidenfeller muss er aber aus Frankfurt verfolgen, falls der Dortmunder oder Zieler bis zum Anpfiff nicht noch passen müssen. (dpa)