Essen. Klinsmann steht nach wie vor für die jüngste Wende zum Guten beim DFB. Löw führte sein Werk fort. Doch es gibt mehr Väter des Erfolgs. Ein Kommentar.

Die deutsche Fußballwende kam mit Jürgen Klinsmann, mit dem Bundestrainer, der den Mut und die Kraft besaß, Mauern einzureißen, die bis zu seinem Amtsantritt als unzerstörbar galten. Ohne die kühle Rigorosität des Machtpolitikers mit dem jungenhaften Lächeln hätte Joachim Löw, sein damaliger Assistent, also beim Deutschen Fußballbund ganz andere Arbeitsbedingungen vorgefunden. Was bedeutet: Ohne Klinsmann hätte auch die deutsche Nationalmannschaft einen ganz anderen Weg beschritten.

Das soll das Werk von Löw, das mit dem Gewinn der WM 2014 zu einem Höhepunkt gelangte, nicht entwerten. Der heutige und mittlerweile langjährige Bundestrainer verfügt durchaus selbst über Mut und Kraft, Durchsetzungskraft. Löw sieht sich aber als Trainer einer Mannschaft im klassischen Sinne, nicht als Neuerer, als Revolutionär, der verkrustete Fußballstaatsgebilde attackiert und zu Fall bringt.

Klinsmann macht keine One-Man-Show

Und Klinsmann? Wie sieht er sich? Die Antwort ist einfach, weil der Trainer selbst sie oft gegeben hat: Klinsmann sieht sich nicht als den einsamen Kämpfer, der kam und siegte. Er hat dem ehemaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder dafür gedankt, dass der den Mut und die Kraft besaß, Reformen mit durchzupauken. Und er hat immer wieder die Rolle von Berti Vogts betont. Er hat klar gemacht: Der Ex-Bundestrainer, der Berti, der Bundes-Berti, der hatte viele gute Ideen.

MV und der Bundes-Berti? Mayer-Vorfelder gilt in Fußballdeutschland doch nur als Kandidat für die Weinseligsprechung. Und Vogts geht doch trotz der Europameisterschaft von 1996 höchstens als Korschenbroicher Trainerverschnitt minderer Qualität durch. Dass Klinsmann beiden Respekt zollt, sollte aber vielleicht zumindest einmal breiter zur Kenntnis genommen werden. Einfach, weil der wissen muss, warum er wenden konnte.