Wien. Michael Platini ist beim Uefa-Kongress am Dienstag als Präsident bestätigt worden. Er erlaubte sich eine unterschwellige Spitze gegen den Fifa-Boss.

Der selbst erklärte Fußball-Romantiker Michel Platini führt für vier weitere Jahre die Europäische Fußball-Union Uefa an. Der 59 Jahre alte Franzose wurde am Dienstag in Wien beim Uefa-Kongress per Akklamation im Präsidentenamt bestätigt. Er führt die Uefa seit 2007, als er beim Kongress in Düsseldorf die bislang einzige Kampfabstimmung um den Uefa-Chefposten gegen den Schweden Lennart Johansson gewinnen konnte. Vor seiner dritten Amtszeit ist Platini in der Uefa unumstritten.

"Danke für ihr Vertrauen und ihre Freundschaft", sagte Platini nach der Wahl. In seiner Dankesrede an die Delegierten ging er auch auf den schwelenden Konflikt mit dem Weltverband Fifa ein und richtete sich dabei an die anwesenden Präsidenten der anderen Fifa-Konföderationen. "Wir sind bereit, zum Wohle aller zusammenzuarbeiten. Weil die Fifa uns am Herzen liegt, wollen wir, dass sie perfekt ist", sagte der Franzose.

Klare Worte in die Richtung des Fifa-Chefs

Eine unterschwellige Spitze gegen Fifa-Chef Joseph Blatter erlaubte sich Platini - sonst bemüht höflicher Gastgeber - dann doch noch: "Einige versuchen vielleicht, uns gegeneinander auszuspielen, uns zu spalten, um besser zu herrschen", sagte der Franzose. "Wir stellen nur an jene Menschen und Institutionen hohe Anforderungen, die uns etwas bedeuten." Obwohl der Name Blatter nicht fiel, waren die Worte doch klar in die Richtung des Schweizers gerichtet, dessen Abschied die Uefa inklusive Platini herbeisehnt.

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Zuvor hatte Platini auf die von ihm herbeigeführten Veränderungen im europäischen Fußball hingewiesen - die Aufstockung der EM von 16 auf 24 Teilnehmer, die Einführung der Nations League ab 2018 und das erste Pan-Europa-Turnier, der EM 2020 in 13 Gastgeberländern. "Gemeinsam konnten wir unter Beweis stellen, dass Romantik und Realismus, Ideale und Handlungen, vereinbar sind. Ohne uns selbst, unseren Ideen und Überzeugungen untreu zu werden, konnten wir die Uefa zu einem einzigartigen Vorbild im Bereich der Sportorganisationen machen", sagte Platini.

Kampf gegen den Rassismus

Als große Herausforderung für die nächste Amtszeit nannte der einstige Weltklasseprofi und Europameister von 1984 die Bekämpfung des Rassismus im Fußball. Es sei "sehr lange her, seit wir in Europa zuletzt einer so starken Zunahme von Nationalismus und Extremismus gegenüberstanden", sagte Platini. "Diese schleichende Tendenz ist in unseren Stadien wiederzufinden, da der Fußball einen Spiegel der Gesellschaft darstellt. Aufgrund seiner Beliebtheit ist unser Sport ein Gradmesser für die Probleme auf unserem Kontinent. Und dieser Gradmesser zeigt Beunruhigendes an." Zudem forderte er erneut die Einführung einer europäischen Sportpolizei.

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Aussagen zum laufenden Wahlkampf um den Fifa-Präsidentschaftsposten verpackte Platini dann erst in seiner Ansprache nach der Wahl. Die Uefa ist für eine Ablösung von Amtsinhaber Joseph Blatter, hat sich aber noch nicht offiziell auf einen der drei Gegenkandidaten Luis Figo, Michael van Praag oder Prinz Ali bin al-Hussein für die Wahl Ende Mai festgelegt.

Platini hatte auf eine eigene Kandidatur verzichtet. Blatter hielt als Fifa-Chef seine traditionelle Begrüßungsrede, verzichtete aber ebenfalls auf klare Wahlkampfaussagen. Stattdessen rief er zur Einheit aller Fußball-Institutionen auf: "Ich appelliere an Sie alle, zusammen mit der Uefa, mit Europa diese Einheit herzustellen." (dpa)