Essen. Die Vergütungsregelung des DFB mit seinem Präsidenten verstößt nicht gegen die Ethikbestimmungen der Fifa. Von einem Sieg Wolfgang Niersbachs über seinen Vorgänger Theo Zwanziger zu sprechen, würde aber zu weit gehen. Ein Kommentar.
Wenn zwei sich streiten, muss sich nicht zwangsläufig ein Dritter freuen. Der Kleinkrieg zwischen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und dessen Vorgänger Theo Zwanziger, aus dem Niersbach als – fragwürdiger – Sieger hervorgegangen ist, fügt dem lädierten Ruf der Funktionärs-Kaste weiteren Schaden zu. Da traf es sich gut für den DFB, dass das leidige Thema durch die – logische – Vertragsverlängerung von Joachim Löw aus den Schlagzeilen verdrängt wurde.
Allein der Umstand, dass sich die Fifa-Ethik-Kommission mit der Vergütungsregelung für Niersbach beschäftigen musste, mutet wie Ironie an. Fifa und Ethik? Lachhaft.
DFB stellt sich selbst in Frage
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Man muss in dieser Auseinandersetzung nicht Partei ergreifen, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie dem traurigen Bild entspricht, das die internationale Sportpolitik mit der Fifa an der Spitze seit Jahren abgibt. Selbst wer Zwanziger, der sich von Niersbach aus dem Amt gejagt fühlte, Rachegelüste und Altersstarrsinn unterstellt, kommt nicht umhin, die Stoßrichtung seiner Kritik als berechtigt anzuerkennen. Hat der DFB doch bis heute die von ihm zu Recht in Frage gestellten finanziellen Abmachungen mit seinem formal ehrenamtlich tätigen Präsidenten nicht öffentlich gemacht.
Wohlgemerkt: Niemand kann heute mehr erwarten, dass der Präsident des größten Einzelsportverbandes der Welt ehrenamtlich zu arbeiten hat. Was verlangt werden kann, ist eine saubere Entgeltvereinbarung, die keinen Platz für Spekulationen lässt. Indem der DFB aber der Transparenz-Pflicht, die er von der durch Korruptionsskandale erschütterten Fifa einfordert, im eigenen Laden nicht nachkommt, fällt er als integre Kraft für den Kampf um überfällige Reformen in der Fifa aus. Freuen kann sich darüber keiner.