Köln. Es sollte eine große Party für Rückehrer Lukas Podolski werden, doch der Deutsche Meister VfL Wolfsburg hatte etwas dagegen und bezwang den 1. FC Köln mit 3:1 (0:0).

In den vergangenen Jahren war der 1. FC Köln ein unsteter Wanderer zwischen den Fußball-Welten namens erster und zweiter Liga. Doch dieser Verein, der so treue Fans besitzt, der so viel Tradition mit sich herumschleppt und dessen Präsident sogar ein leibhaftiger 74er-Weltmeister ist, will sich mit schnöder Durchschnittlichkeit nicht begnügen. Deshalb suchen sie in der Domstadt seit langem eine Persönlichkeit, die sie von der schnarchnäsigen Mittelmäßigkeit erlöst und zu neuen – am besten internationalen – Höhen führen soll.

Der Mann für diese Titanen-Aufgabe heißt Lukas Podolski. Und am Samstag betrat er um 17.59 Uhr zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz für den FC nach über 1000 Tagen im Münchner Exil unter dem Jubel der Massen das Kölner Stadion. Es hätte gewiss nicht verwundert, wenn jemand Poldis ersten Stollenabdruck im Rasen in Gips gegossen hätte, um dieses Ereignis für nachfolgende Generationen sichtbar zu bewahren.

Neuer Heilsbringer

Der Messias Christoph Daum war gestern – ein neuer Heilsbringer ist gefunden. So etwas funktioniert wohl nur in Köln, wo Verein und Stadt so eng miteinander verwoben sind wie die Wollfäden eines Strickpullis. Einstweilen genügt eine DVD mit dem Titel „Lukas – der Film”, um die Poldi-Mania zu befeuern, die in Köln derweil alles andere in den Hintergrund treten lässt. Sogar den Wahlkampf. Wenn zurzeit Plakate in der eigenwilligen Rhein-Metropole ins Auge stechen, sind es vornehmlich die frohen Botschaften von Brauereien oder Energieversorgern: „Willkommen zo Hus, lieber Lukas!”

Humorloser Gegner

Zu Poldis erster Prunksitzung war jedoch der derzeit möglicherweise humorloseste deutsche Fußball-Gegner geladen: der Meister VfL Wolfsburg. Mit einem 3:1 (0:0)-Sieg beendeten die Norddeutschen dann auch die Rückkehr-Sause der rheinischen Frohnaturen – übrigens ähnlich abrupt wie eine Polizeistreife eine fröhliche mitternächtliche Grill-Party. Immerhin ließen sich die Kölner zumindest in der ersten Halbzeit von der prächtigen Stimmung im Stadion zu einer durchaus bemerkenswerten Leistung animieren: Läuferisch und auch kämpferisch stark störten die Rot-Weißen früh den ansonsten so gepflegten Spielaufbau der Wölfe.

Warum Lukas Podolski von einigen europäischen Top-Vereinen mit Millionen-Offerten geködert worden war, bewies der Linksfuß mit einigen forschen Vorstößen, aber auch mit seinem guten Zusammenspiel mit den beiden anderen Neu-Kölnern Maniche und Sebastian Freis. Die Wolfsburger Defensive jedoch stand sicher – zumindest bis zur 49. Minute: Ein Rückpass von VfL-Abwehrchef Andrea Barzagli sorgte für heillose Verwirrung: Fabrice Ehret nutzte die Situation und schob zum 1:0 ein für den FC. Podolski hatte es dann auf dem Fuß, das Spiel entscheidend in die aus Kölner Sicht gewünschte Richtung zu lenken. Nach einem Sprint in den linken Strafraumbereich verfehlte sein Linksschuss das Tor nur knapp. Und während die Kölner Kräfte fortan sichtlich schwanden, ratterten die Wolfsburger unvermindert ihr meisterliches Offensiv-Repertoire in Höchstgeschwindigkeit herunter: Vergab auch Torschützenkönig Grafite beste Möglichkeiten, so war doch auf seinen kongenialen Partner Verlass. Edin Dzeko traf zum 1:1 (74.), ehe Kölns Pierre Wome eine Flanke wie weiland Uwe Seeler mit dem Hinterkopf ins Tor bugsierte – dummerweise ins eigene.

Den Schlusspunkt setzte drei Minuten vor dem Ende VfL-Neuzugang Obafemi Martins mit dem Treffer zum 3:1. Podolski war anschließend untröstlich – vor allem wegen seiner vergebenen Chance zum 2:0. „Wenn der reingeht, ist das Spiel entschieden. Da war einfach Pech dabei”, sagte der 64-malige deutsche Nationalspieler jedoch mit der Gewissheit, dass seine Mission gerade begonnen hat. Er ist erst 24 Jahre alt.